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30 Geschichte Preußens.
Schwertbrüder dieses Land in seine Gewalt gebracht. Der
neue Orden entartete aber bald und wurde unter der Mitwirkung
des Papstes (schon 1237) dem Deutschen Ritterorden einverleibt.
[Verfassung des Ordenslandes.] Das euoberte
Land wurde in der Blütezeit des Ordens von etwa 1000 Deutsch-
rittern regiert. An der Spitze der gesamten Verwaltung stand der
Hochmeister, der mit den höchsten Beamten, den Großen
Gebietigern, seit 1309 auf der prächtigen Marienburg
(an der Nogat) Wohnung nahm. Ihm waren etwa 30 Kom-
turet) untergeordnet, die, von einem Konvente umgeben, auf
den Ordensburgen lebten und kleinere Landesteile verwalteten.
Obwohl die Einkünfte aus dem Zins der Untertanen und dem
schwunghaft betriebenen Großhandel sehr beträchtlich waren, so
herrschte doch unter den Ordensrittern eine strenge, klösterliche Zucht.
Zu den Untertanen, die infolge der starken Einwanderung
aus dem Reiche bald größtenteils Deutsche waren, gehörten: 1. die
Freien, teils deutsche weltliche Ritter, teils dem Orden treu er-
gebene Preußen; sie erhielten Lehngüter und leisteten dafür Kriegs-
dienste zu Roß; aus ihnen entwickelte sich später der Landadel:
2. die deutschen Bürger, die in ihren Städten große Selb-
ständigkeit genossen; 3. die deutschen Bauern, die dem Orden
ebenso wie die Bürger nur einen mäßigen Zins zahlten; 4. die
preußischen Bauern, die dem Orden den Zehnten gaben und
zu vielerlei Diensten verpflichtet, jedoch nicht völlig leibeigen waren;
ihre Sprache ist erst um 1600 erloschen. Der Orden besetzte 5. bald
auch die Bischofstühles) Preußens mit Ausnahme des von
Ermeland. Zwischen den Untertanen und der Ordensregierung
bestand in der guten Zeit das beste Einvernehmen, und während
im Reiche zwischen Rittern und Städten zahlreiche Fehden aus-
gefochten wurden, fand man im „neuen Deutschland“ eine
musterhafte Ordnung.
[Blütezeit des Ordens 1309—1410.] Mit dem Ein-
zuge des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen in
die Marienburg 1309 begann die Blütezeit des Ordens, die
1) Komtur, zusammengezogen aus commendator (franz. Commandeur),
— Befehlshaber.
2:) Außer Ermeland (Warmien), dessen Bischofstuhl vom Papste besetzt
wurde, waren es Kulm, Pomesanien und Samland.