Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 35 
Tode die Regierung an zu einer Zeit, wo der Dreißigjährige 
Krieg nicht bloß die brandenburgischen Länder, sondern das ganze 
Deutsche Reich in einen Trümmerhaufen verwandelt hatte, so daß 
alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft erloschen war. Da war es 
Friedrich Wilhelm, der dem abgestorbenen Körper neues 
Leben einzuflößen verstand, indem er: 1. seine geographisch und 
innerlich unzusammenhängenden Staatsgebiete in einen einheit— 
lich regierten, wirklichen Staat verschmolz; 2. die deutschen 
Waffen wieder zu Ehren brachte und dadurch die Befreiung 
Deutschlands von fremder Herrschaft anbahnte, und 3. die Gleich— 
berechtigung der Reformierten mit den Lutheranern, um die 
so lange gestritten worden war, durchsetzte. Mit allen Herrscher— 
tugenden ausgestattet, wurde er recht eigentlich der Begründer 
des Preußischen Staates, auf dem sich in einer spätern 
Zeit das neue Deutsche Reich erheben konnte. 
a) Regierung nach außen. 
Im Dreißigjährigen Kriege. [Waffenstillstand mit 
den Schweden.] Bald nach seiner Thronbesteigung schränkte 
Friedrich Wilhelm die Machtbefugnisse des Ministers von 
Schwartzenberg) ein und schloß gegen die bisherige Politik, 
die im Anschlusse an den Kaiser bestanden hatte, mit den Schweden 
einen Waffenstillstand, der sein erschöpftes Land vor neuen Ver- 
wüstungen schützen sollte, ja er gedachte sich auch mit der einzigen 
Tochter Gustav Adolfs, Christine, zu vermählen, um seine Macht 
mit der schwedischen zu vereinigen und dadurch den übrigen Mächten, 
besonders dem Kaiser, um so gefährlicher zu werden. Diese Ehe 
kam aber nicht zustande, und damit scheiterte auch der Plan einer 
Verbindung Brandenburgs mit Schweden, welche die selbständige 
Entwicklung beider Länder voraussichtlich schwer beeinträchtigt hätte. 
— Um nun vor allen Dingen Herr im eigenen Lande zu werden, 
entließ der Kurfürst die unzuverlässigen Regimenter seines Vaters 
und ihre Obersten, die zugleich dem Kaiser geschworen hatten, und 
stellte (1644) ein eigenes, ihm unbedingt ergebenes Heer von etwa 
7500 Mann auf. Dieses bildete die Grundlage und den Kern des 
später so waffentüchtigen stehenden Heeres in Brandenburg, dessen 
  
1) Der Tod des Ministers (1641) kam seiner schon beschlossenen Ent- 
lassung zuvor. 3-
	        
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