Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

44 Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 
mittelbare oder indirekte Verbrauchssteuer von Lebensmitteln und 
Gewerbeerzeugnissen, die ihm ein für allemal bewilligt werden sollte. 
Der Landadel weigerte sich aber entschieden, die Akzise anzunehmen, 
und bestand darauf, die bisherige Grundsteuer, die übrigens größten- 
teils seine Bauern aufbrachten, weiter zu bezahlen. Dafür tat er 
allerdings auch im Heere Dienst, wovon die Bürger noch gänzlich 
und die Bauern meistenteils befreit waren. Nur bei den märkischen 
Städten setzte der Kurfürst seinen Willen durch, und sie ge- 
wöhnten sich bald an die neue Steuer, die ihnen sogar lieber wurde, 
als die alte. Kurfürstliche Steuerbeamte kontrollierten seit- 
dem die Einziehung der Kontribution und der Akzise, die zwar Land 
und Stadt voneinander trennten, aber doch den Grund zu einer 
wirklichen Staatswirtschaft legten. 
[Widerstand in Ostpreußen.] Auch die ostpreußi- 
schen Stände wollten von der Einführung der Akzise nichts wissen, 
ja sie erkannten den Kurfürsten gar nicht als ihren Herrn an, weil sie 
bei dem Abschluß der Verträge von Labiau, Wehlau und Oliva nicht 
befragt worden seien, und sahen den König von Polen auch fernerhin 
als ihren Oberherrn an. Es mangelte ihnen also noch vollständig 
der Sinn für die nationale Bedeutung der Losreißung Preußens 
von Polen und seiner Angliederung an die deutschen Landesgebiete 
im Westen. Der Kurfürst schritt daher mit Waffengewalt ein, ließ 
den Schöppenmeister von Königsberg, Hieronymus Rohde, als 
den Haupträdelsführer der Städte gefangen nehmen 1) und erzwang 
sich dadurch 1663 den Huldigungseid der Stände, die übrigens 
das Recht der Steuerbewilligung noch behalten durften. Ebenso ver- 
suchte der Oberst von Kalckstein, der verbrecherische Leiter der 
adligen Unzufriedenen, am polnischen Hofe alle Hebel gegen den Kur- 
fürsten in Bewegung zu setzen, er wurde aber durch den branden- 
burgischen Vertreter in Warschau gefangen genommen, heimlich nach 
Memel geschafft und dort (1672) wegen Hochverrats hingerichtet. 
[Heerwesen.] Im Durchschnitte betrugen die Staats- 
einnahmen in den letzten Regierungsjahren 7½ Million Mark. 
Fast die Hälfte dieser Einkünfte verwandte der Kurfürst auf die 
Erhaltung des von ihm geschaffenen stehenden Heeres, das 
zuletzt etwa 30 000 Mann stark war. Die Mannschaften kamen nur 
1) Rohde war Schöffenmeister, d. i. Vorsitzender des Schöffenstuhls; er 
starb als Gefangener in Peitz (nördlich von Kottbus) im Jahre 1678. 
 
	        
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