Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich Wilhelm J. 57 
des Spanischen Erbfolgekrieges den Ausschlag gegeben. Es geriet 
aber mit der Erschöpfung der Finanzen allmählich in Verfall, wurde 
an Mannschaften gemindert und befand sich bei seinem Tode in 
wenig gutem Zustande. 
Kunst und Wissenschaften. Dagegen erfreuten sich Künste 
und Wissenschaften einer hohen Gunst bei dem Könige und 
seiner Gemahlin. Berlin erhielt einen neuen Stadtteil, die 
Friedrichstadt, prächtige Bauten und Denkmäler, darunter den Neu- 
bau des Schlosses, das Zeughaus und auf der „Langen Brücke“ das 
herrliche Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, das von 
Andreas Schlüter herrührt. Auf Anregung des größten 
Gelehrten der Zeit, des Philosophen Leibniz, entstand im Jahre 
1700 die Sozietät (später Akademie) der Wissenschaften, d. i. eine 
vom Staate unterstützte Gelehrten-Gesellschaft, die es sich zur Auf- 
gabe macht, alle Wissenschaften durch gemeinsame Arbeit zu ver- 
vollkommnen. Die 1694 eröffnete Universität Halle nahm bald 
einen hohen Aufschwung, und August Hermann Francke 
stiftete ebenfalls in Halle das heute noch so segensreich wirkende 
Waisenhaus. 
Familie. Friedrich war dreimal vermählt. Seine zweite Ge- 
mahlin war die kluge und kenntnisreiche Prinzessin Sophie 
Charlotte von Hannover, die im Umgange mit Leibniz und 
anderen bedeutenden Männern sich wissenschaftlichen und künstle- 
rischen Bestrebungen aufs eifrigste hingab. Sie hielt sich am liebsten 
in Lietzen auf, das nach ihr Charlottenburg benannt wurde. 
Aus der Ehe mit ihr stammte der Nachfolger Friedrich Wilhelm I., 
dessen Sohn Friedrich II. der Große noch unter Friedrichs I. 
Regierung (1712) geboren wurde. 
5. Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. 
Kaiser Karl VI. 1711—1740. 
(L. II, 62: Reiske, Friedrich Wilhelm I.) 
Friedrich Wilhelm I. (geb. am 4. August 1688) war weit ent- 
fernt von dem hohen Sinne seiner Mutter und von der Pracht- 
liebe seines Vaters. Durchaus praktisch und nüchtern, erstrebte er 
nur das, was sich unbedingt erreichen ließ. Erreichbar erschien ihm 
aber die Erstarkung des Landes im Innern: die Beschaffung eines 
vorzüglichen Heeres und die Förderung der Volkswirtschaft, 
g 31.
	        
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