Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Friedrich Wilhelm II. 19 
der inzwischen das Heer und das Volk für sich gewonnen hatte, die 
Direktorialverfassung und leitete eine neue Regierungsform, das 
Konsulat, ein. 
Konsularregierung 1799—1804. [Bonaparte 1799 bis 
1804 Konsul; 1804 als Kaiser Napoleon.] Napoleon 
Bonaparte wurde als Sohn eines korsischen Edelmannes und 
Juristen am 15. August 1769 zu Ajaccio sajätscho] geboren, nachdem 
kurz vorher seine Heimatinsel von Genua an Frankreich verkauft 
worden war. Als er die Kriegsschule in Brienne und die Kriegs- 
akademie in Paris durchgemacht hatte, stieg er infolge seiner außer- 
ordentlichen geistigen Begabung sehr rasch bis zum General auf, und 
da er sich immer der herrschenden Partei, selbst den radikalsten 
Jakobinern anschloß, wurde er auch militärischer Berater des Wohl- 
fahrtsausschusses und Vorkämpfer des Konvents. Seine Ver- 
mählung mit Josephine, der angesehenen Witwe des Generals 
Beauharnais, verschaffte ihm großen Einfluß. Bald darauf erhielt 
er den Oberbefehl über das Heer in Italien, später in Agypten und 
begründete dadurch seinen Ruf als großer Feldherr. Nach dem 
Sturze des Direktoriums stellte er sich 1799 als erster Konsul 
auf zehn Jahre an die Spitze des Staates, während neben ihm 
zwei andere Konsuln nur beratende Stimmen hatten. Er gewährte 
dem Lande zwar eine Konstitution (Anteil des Volkes an der 
Gesetzgebung), regierte aber in Wahrheit fast selbstherrlich. Trotz 
dieser Einschränkung der Volksmacht fühlte sich Frankreich nach den 
langen Wirren wie erlöst. Denn Bonaparte besaß viel Verstand 
und übte im allgemeinen Gerechtigkeit. Die Geldnot wurde ver- 
ringert, die Verwaltung gut geordnet, der christliche Gottesdienst 
wiederhergestellt. Kurz: der erste Konsul herrschte wie ein König 
und konnte bald einen weitern Schritt auf seinem Wege zur Krone 
wagen: er ließ sich 1802 durch allgemeine Volksabstimmung 
(Plebiszit) zum lebenslänglichen Konsul ernennen. Im 
Jahre 1804 erreichte er dann sein letztes Ziel: er wurde wiederum 
durch Volksabstimmung zum erblichen Kaiser der Franzosen 
ausgerufen und am 2. Dezember durch Papst Pius VII. gesalbt. 
Somit endete die große Umwälzung, die Ströme von Blut 
gekostet hatte, fast da, wo sie begonnen hatte, mit einem fast unum- 
schränkten Regiment, noch dazu mit dem Kaisertum eines rücksichts- 
losen Emporkömmlings. Unendlich viel hatte sie vernichtet und zer- 
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