Full text: Allgemeine Staatslehre

34 Erstes Buch. Einleitende Untersuchungen. 
er seinesgleichen anerkennen, und damit ist es ıhm unmöglich, 
sich bei aller Eigenart bloß als einziggeartet zu betrachten. So 
muß denn neben die Kenntnis vom Einzelstaat die von der 
staatlichen Institution überhaupt und den einzelnen staatlichen 
Institutionen treten, wie sie als gleichartige Erscheinung in der 
konkreten Staatsbildungen sich entfaltet. Durch sie wird über- 
haupt erst der konkrete Staat in seiner Eigenart verständlich, 
denn sie erst scheidet das Tvpische von dem Individuellen, was 
gleichermaßen für die theoretische Erkenntnis wie für die politische 
Tat von der höchsten Bedeutung ist. 
4. Die Typen als Gegenstand der Staatslehre. 
Die Aufgabe einer Wissenschaft vom Staate und den staat- 
lichen Institutionen überhaupt ist es nun, diese typischen 
Elemente in den staatlichen Erscheinungen und ihren gegen- 
seitigen Beziehungen aufzusuchen. Dieser scheinbar so einfache 
Satz bedarf eingehender Erläuterung. 
Es muß nämlich zuvörderst volle Klarheit in den Begriff des 
Typus gebracht werden. Gerade in der Wandlung, die der Begriff 
in der Staatswissenschaft der neueren Zeit durchgemacht hat, 
zeigt sich die große Wandlung, die sich in der Wissenschaft 
selbst vollzieht. 
Der Begriff des Typus kann einmal in dem Sinne gefaßt 
werden, daß er das vollkommene Wesen einer Gattung bezeichnet, 
mag man ıhn sich in platonischer Weise als jenseitige Idee vor- 
stellen, die nur unvollkommen in den Individuen zur Erscheinung 
gelangt, oder ihn sich mit Aristoteles als wirkende, formgebende 
Kraft denken, welche die einzelnen Exemplare der Gattung aus- 
gestaltet. Es ist der Begriff des idealen Typus, der seit 
den "Tagen der hellenischen Philosophie durch die Scholastik des 
Mittelalters hindurch bis auf den heutigen Tag däs gesamte wissen- 
schaftliche Denken ununterbrochen beschäftigt hat. 
Dieser ideale Typus aber hat wesentlich teleologische Be: 
deutung: es ıst das r&los jeglichen Dinges und jeglicher mensch- 
lichen Erscheinung, ihn zum Ausdruck zu bringen. Er ist kein 
Seiendes, sondern ein Seinsollendes!)., Damit ist er zugleich 
  
1) Zwei Gattungen solcher Idealtypen sind zu unterscheiden. Ent- 
weder ist der Typus freies Gebilde der Spekulation (wie er namentlich 
in Form der Staatsromane auftritt), oder es werden vorhandene Staaten 
oder einzelne ihrer Institutionen zu einem Idealtvpus umgebildet:
	        
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