Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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ihren Stecker vor den anderen sterben (331). Wer zu Fastnacht allein in 
einem erleuchteten Zimmer in den Spiegel sieht, ist bis zur Wiederkehr 
dieses Tages tot (A.). Erblickte Särge in der Esse (Br., Kl.) oder an 
der Ofenpfanne (Ne.) sind Vorboten des Todes in der Familie. Liegt 
der in der Silvesternacht geworfene Pantoffel mit seiner Spitze nach 
der Tür oder dem Friedhofe zu (Di., Schl.), ergeben die an diesem 
Abend im Finstern auf dem Oberboden zusammengerafften Holzscheite 
nicht mindestens die Zahl zwölf (Wo.) oder geht eins davon unterwegs 
verloren (St.), erblickt der Wißbegierige im erleuchteten Keller seinen 
Schatten ohne Kopf (Ob.), so ist ebenfalls dem Leben binnen Jahresfrist 
ein Ziel gesetzt. Weiter befragt man die Erbbibel, die mit einer Schnur, 
einem Erbband an einem Erbschlüssel befestigt ist. So oft sich das Buch 
dreht, so viele Jahre hat man noch zu leben (Ge., W., Cr., Crz., Th.). Geht 
man in der Silvesternacht auf einen Kreuzweg oder vor die Tür der 
Totenhalle, so sieht man die vorübergehen, die im Laufe des Jahres 
sterben, und die Häuser, die abbrennen (A.). Unter dem Zwölfuhrlauten 
in dieser Nacht sieht man vom Kirchturm aus einen Leichenzug, dessen 
Teilnehmer im kommenden Jahre sterben müssen. Doch muß man festen 
Glauben haben, darf kein Licht mitnehmen, keine Furcht besitzen, weder 
reden noch lachen, wenn der Zug erscheinen soll. Aus Rittersgrün 
schreibt man mir: „Hier wohnt ein Mann, der weiß die Toten des 
kommenden Jahres und bezeichnet die Häuser, die abbrennen werden. 
Er geht in der Silvesternacht um zwölf auf einen Kreuzweg und bedeckt 
sein Gesicht mit einem weißen Tuche, das ihm große Kraft verleiht. 
Er sieht Engel niederschweben, die mit Särgen beladen sind. Die 
Engel vereinzeln sich und tragen die Särge in die Häuser. In welchem 
Hause sie einen solchen niedersetzen, trägt man einen Toten heraus.“ 
3. Das Sterben. (Vgl. W. 723 ff. M. 278 ff.). 
Ist die Todesstunde gekommen, so sucht man dem Scheidenden 
das Sterben durch äußerliche Mittel zu erleichtern. Man legt ihm 
das Gesangbuch (v.) oder den Haussegen (St.), die sieben Himmelsriegel! 
1) Meyer (187) vermutet, daß die „Sieben Himmelsriegel“, sieben Gebete, die 
den frommen Seelen die Riegel des Himmels öffnen, aus den sieben Bußpsalmen 
der Litanei hervorgegangen sind, die im elften Jahrhundert vor dem Gottesgericht 
gesprochen wurden. — Mit diesen Himmelsriegeln wird ein ziemlich schwunghafter 
Handel getrieben, der Hausierer bietet das Stück für 10 Psennig aus, in J. werden sie 
für 7 Psennig verkauft. Als die verbreitetste Fassung im Erzgebirge fand ich folgende: 
Die sieben heiligen Himmelsriegel, welche ein frommer Einsiedler 
von seinem Schutzengel bekommen hat. 
Mit Bewilligung der hohen Geistlichkeit zu Cöln zum Druck befördert im Jahre 1720. 
Ihr frommen und andächtigen Christen, ich bitte Euch in JE# Namen, 
Ihr wollet anhören die große Kraft und Wirkung von den sieben heiligen Himmels- 
riegeln, die ein frommer Einsiedler von seinem Schutzengel bekommen hat. Und als 
der fromme Einsiedler sterben wollte, so hat er die große Kraft und Wirkung von 
den sieben heiligen Himmelsriegeln offenbaret und gesprochen: Welcher Mensch die 
sieben heiligen iumelgicgel bei sich trägt, von diesem Menschen müssen alle bösen 
Geister und Teufels-Gespenster abweichen bei Tag und bei Nacht, und in welchem Haus
	        
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