Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Des Morgens denk an deinen Gott, 
Des Mittags iß vergnügt dein Brot, 
Abends verschlafe deine Notl u. a. 
Ebenso gern wurden und werden noch die oval gerahmten Namen aller 
Familienglieder aufgehängt. Dazu sind im Laufe der Zeit gerahmte 
Diplome von irgend einer landwirtschaftlichen Ausstellung, Leichen= und 
Soldatenbilder gekommen, letztere zur Erinnerung an die Militärzeit 
und oft so sprechend ähnlich, daß man den Dargestellten mit dem auf- 
geklebten Kopfe nur nach Kenntnis seines Namens errät, das „stulze 
Pfar“ ist die Hauptsache. Neuerdings verunzieren nicht selten die 
Wände billige Oldrucke, die auf Jahrmärkten und auch sonst für billiges 
Geld massenhaft ins Volk geworfen werden und leider willige Abnehmer 
finden. Außer Bildern sind ausgestopfte Vögel und Geweihe noch ein 
beliebter Zimmerschmuck. Einst hingen in einzelnen Stuben ringsherum 
an den Wänden auch buntglasierte böhmische und bayrische Töpfchen, 
auf die manche Bauersfrau besonders stolz war. 
Vorhänge und Rouleaux gab es fast nicht. Erheischte irgend ein 
Krankheitsfall die Verdunklung der Stube, so wurden die Läden halb 
oder ganz geschlossen. Erst in neuerer Zeit hat man angefangen, die 
Fenster zu schmücken. In den Fenstern aber blüht und grünt ein üppiger 
Flor von Blumen, vorherrschend Fuchsien, Balsaminen, Gerannien und 
Myrten, die dem Bauernhause von außen ein ungemein freundliches, 
anheimelndes Aussehen geben. Nicht selten aber wird das liebliche 
Bild getrübt durch einen stattlichen — Düngerhaufen, der sich ebenfalls 
vor dem Bauernhause, oft sogar unmittelbar an der Straße ausbreitet. 
Als Stubenvögel wurden mit Vorliebe Lerchen, Hänflinge und Meisen 
gehalten, Kreuzschnabel und Kanarienvogel genießen jetzt den Vorzug. 
Neben der Wohnstube und mit ihr durch eine Tür verbunden ist 
an der Giebelseite des Hauses die Stubenkammer, das „Stöwel oder 
Stüwel“, gelegen. Dieser ganz einfach ausgestattete Raum, oft nur 
mit Bank und Tisch, dient, wenn er nicht als Wohnstube benutzt wird, 
in swelchem Falle alsdann die große Stube als „gute“ den Gästen 
vorbehalten bleibt, als Aufbewahrungsort zeitweise benutzter und ab- 
gelegter Gegenstände oder auch von Eßwaren, wie Brot, Obst u. a. 
Vom Stüwel aus führt eine Tür in die Küche, die auch vom 
Hausflur aus zugängig ist. Noch in den vierziger Jahren waren ganz 
alte Feuerstellen im Gebrauch. Zwischen zwei in der Wand befestigte 
Eisenstäbe wurden die Kessel gehängt oder auf die zwei Stützen wurde 
eine Eisenplatte gelegt, auf die die Töpfe gestellt wurden. Das Feuer 
loderte vom Fußboden auf und wurde durch herumgelegte Ziegelsteine 
begrenzt. Jetzt befindet sich neben einem eingemauerten Kessel und 
einem vierbeinigen eisernen Ofen hie und da noch eine alte Herdanlage 
auf gemauertem Unterbau mit Röhre und darüber befindlichem offenen 
Schornstein. 
An die Küche grenzt als besonderer niedriger Anbau mit einem 
kleinen Dach der Backofen, der, obwohl er nur selten in einem Gute
	        
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