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rechtwinklig dazu, wenn keine Tür die Rückwand des Flurs durchbricht,
in einfachem geraden Laufe, seltener gebrochen, in das Obergeschoß.
Die ältesten Holztreppen bestehen aus zwei Pfosten mit eingeschobenen
oder verzapften, durchschnittlich 9 Zoll hohen Tritten. Im Obergeschoß
mündet die Treppe auf den Vorboden mit ein oder zwei Fenstern, der
dem Hausflur entspricht. Hier stehen die Häckerlingslade, mitunter auch
noch schön buntbemalte Schränke und eine Ziehmangel. Bei Platzmangel
werden auch Betten für das Gesinde auf dem Vorboden aufgeschlagen.
Uber der Stube, dem Stüwel und der Küche liegen oben die Oberstube
und gewöhnlich zwei Kammern und über dem Stall der Heuboden mit
eingebauten Gesindekammern. Durch eine im Heuboden befindliche
Offnung kann das Heu auf die darunter im Stalle befindliche „Heibucht“
hinabgeworfen werden. Ein schmaler Gang an der Rückwand des
Hauses führt zu dem gewöhnlich an der Giebelseite aufgehängten und
nach der Düngerstätte ausmündenden Abort mit kurzem Bretterverschlag.
Die Oberstube ist gleichsam die gute Stube, wo die mitgebrachte
Aussteuer der Frau aufgestellt ist. Sie beschränkte sich früher auf einen
Tisch, ein Kanapee, einige Polsterstühle, einen Spiegel und einen Glas-
schrank. Obwohl der Raum stets heizbar ist — der Gabelofen trug
hier in der Regel einen Aufsatz aus grünen und weißen Kacheln, was
für fein galt —, so wird doch fast nie davon Gebrauch gemacht, wie
man sich auch höchst selten darin aufhielt und aufhält.
An die Oberstube stößt die Schlafstube für die Herrschaft. Wenn
auch hie und da noch die großen unförmigen, mit bunten Farben be-
malten Betten stehen, so findet man doch nirgendsmehr einen darüber
angebrachten Betthimmel, der früher nur ungern weggelassen wurde.
Gewöhnlich gab es nur ein für zwei Personen eingerichtetes Bett, dessen
Anschaffung dem Manne zufiel, während die junge Frau die bunt-
bezogenen Federbetten mitzubringen hatte. Dafür gehörte zu ihrer
Aussteuer aber auch gleich die Wiege. Hatten sich die Eheleute gezankt,
so mußten sie abends im Bett wohl oder übel wieder zusammen kommen.
Einen derben Reim für diesen Fall muß ich mir versagen. Sonst steht
in der Schlafstube gewöhnlich noch ein Schrank zur Aufbewahrung der
Alltagskleider. Neben einem Fenster der Oberstube ist außen der Käse-
korb angebracht. In der einen von den beiden schon erwähnten
Kammern schlafen die Kinder, in der anderen werden Vorräte, Wirt-
schaftsgegenstände u. a. ausgehoben. Durch einen in jeder Tür an-
gebrachten Ausschnitt hat die Katze Zutritt zu sämtlichen Räumen im
Hause. Die Gesindekammern sind sehr einfach ausgestattet. Die Betten
wurden blau überzogen, in Truhen oder Laden lagen und liegen noch
die Habseligkeiten. Neben diesen Kammern sind mitunter noch einige
andere gelegen.
Vom Vorboden aus führt eine Holztreppe hinauf auf den Ober-
boden (= 8 Bedel), der meist ganz frei ist und zur Aufschüttung des
ausgedroschenen Getreides und zum Trocknen der Wäsche dient. Einst
wurde hier auch bis zu einer für den Verkauf günstigen Zeit der ge-