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der Christmette unter dem 16. Juni d. J. an euch ergangen. Wir lassen
es jedoch bei dem obenerwähnten Reskripte bewenden.“ Veranlaßt durch
die in diesem Entscheid erwähnte Beschwerdeschrift, sowie durch die Er-
regung der Gemüter über das Reskript vom 16. Juni 1815 hatte der
Empfänger des Entscheids am 11. Dezember 1815 an den König be-
richtet: „Die Gemeinden beruhigen sich schwer bei den Abänderungen,
die ihren Metten eine andere Gestalt geben sollen und die Pastores
müssen schon in hohem Ansehen stehen, wenn die Vorstellungen, die sie
dagegen machen, noch gemäßigt und bescheiden sind.“
Vor den Metten ist vielerorten (N., T., Th., Wo., Bä., Schl.)
das „Turmsingen“ üblich. Schon um 4 Uhr ertönen in Schn. von der
Durchsicht des auf dem Gipfel des Schneebergs gelegenen mächtig hohen
Kirchturmes Weihnachtsgesänge herab, wobei die Reihenfolge und Aus-
wahl der Stücke jedes Jahr ein und dieselbe ist.
a. Herr, wir singen dir zur Ehre —. Mel.: Wachet auf! ruft —.
b. Ehre sei Gott in der Höhe, — ein achtstimmiger Chor, wahrschein-
lich von Schuster komponiert. Der Eingeborene nennt diesen Chor
„das Ehre.“
c. Das Glückauf!, ein uraltes Bergmannslied von dem Stadtältesten
Biel komponiert mit folgendem Wortlaute:
Glückauf!
Der Bergfürst ist erschienen,
Das große Licht der Weltl
Er heißet Rat, Kraft, Held!
Rat, Kraft, Held!
Auf! eilt ihn zu bedienen.
:: Auf, Knappschaft, komm zu Hauf!
Glückauf!
Die Wolken sind zerrissen,
Es hat das Heil der Welt
Sich endlich eingestellt,
Eingestellt,
Läßt sich im Fleische küssen,
:½: O, höchsterwünschter Kauf. ::
Glückauf!
Er wend' von unsern Zechen
Bruch, Unglück und Gefahr!
Und laß in diesem Jahr,
Diesem Jahr,
Reichhalt'ge Erze brechen,
½: Vermehr' der Gänge Lauf! #
Besonders originell ist dabei die musikalische Figuration des Berg-
mannsgrußes „Glückauf!“1) und textlich interessant ist die eigentümliche
Verquickung mystischer und bergmännischer Ausdrucksweise.
1) Für Männerchor bearbeitet in Dost, Erzgeb. Berglieder. Schneeberg 1905.