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sei Gott in der Höhe — Wohlgefallen! und dem Gesange des Chorals:
„Ehre sei Gott —“ schließt. Den Mittelpunkt der Feier bildet die
Ansprache des Lehrers, worin er meist über Wesen, Gestalt und Bedeu-
tung des Weihnachtsfestes spricht. Den kleineren Kindern wird ein
Weihnachtsmärchen erzählt. Auf die Ansprache folgt abwechselnd der
Gesang eines Weihnachtsliedes und der Vortrag eines Gedichtes. Oft
bringen die älteren Schüler und Schülerinnen auch ein Weihnachtsspiel
zur Aufführung. Die ganze Feier schließt mit Gebet und Gesang.
Die am h. Abend um 7 Uhr beginnenden Schulmetten in Unterbären-
stein haben folgende Ordnung. Dem Gesange eines Weihnachtsliedes
und der Deklamation einiger Gedichte folgt die Aufführung eines durch
den Lehrer eingeübten Weinachtsspieles durch die Oberklasse. Hierauf
hält der Lehrer eine Ansprache, nach deren Beendigung er von beiden
Klassen je ein Geschenk erhält. Der Gesang des Liedes „Dies ist der
Tag, den Gott gemacht —“ schließt die Feier, die in dem mit einem
Christbaume geschmückten Schulzimmer abgehalten wird. In gleicher
Weise werden auch die Schulmetten in Wiesa gefeiert. Auch in Jöhstadt
sind sie wieder eingeführt worden. Hier verteilt zuletzt ein als Ruprecht
verkleideter Knabe den Behang des Christbaumes. In Kl. werden die
Schulmetten am letzten Schultage abends 6 Uhr abgehalten, ähnlich
denen in Unt.
Einen Quell inniger Erbauung erschließen dem Volke die wieder
in neuerer Zeit zur Aufführung gelangenden alten Weihnachtsspiele,?
in denen sich der fromme Glaube einer vergangenen Zeit widerspiegelt,
weshalb man sie auch mit vollem Rechte „ein wichtiges Stück alten
deutschen Volkstums“ genannt hat, „aus dem man deutsche Art in
Gedanken und Worten erkennen kann.“ Die Spiele werden sehr gern
und zahlreich besucht, entspringt doch ihr Besuch wie auch der irgend
einer Krippe demselben Verlangen nach sinnlicher Anschauung der hohen
Begebenheiten, das sich in der Ausschmückung der Weihnachtsstube kundgibt.
Soweit die Nachrichten über Volksleben und Volksgewohnheiten
des Erzgebirges zurückgehen, so weit reicht auch die Kunde von den
Weihnachtsspielen. Die älteste Form des Weihnachtsspieles waren ein-
fache Hirtenspiele, die die Verkündigung der Geburt Christi auf dem
Felde und die Anbetung des Christkindes durch die Hirten behandelten.
Hierzu kamen dann die „Heiligen Christfahrten“ und die „Drei Königs-
spiele“. Aus der Verbindung der „Heiligen Christfahrt“? mit dem
altüblichen Hirtenspiele ging die „Engelschar“, aus der Verbindung des
„Drei Königsspiels“ mit demselben die „Königsschar“ hervor. Bis in
1) Hierzu: „Weihnachtsspiele im Erzgebirge"“. Von E. Weinhold.
Glückauf! 1895, S. 2 ff. — Ein erzgebirgisches Weihnachtsspiel (aus
Karlsfeld), mitgeteilt von Dr. Köhler. Glückauf! 1889, S. 107. Weihnachts-
krippen und Weihnachtsspiele im Obererzgebirge. Von Böhme. Glück-
auf! 1906, S. 177 ff. „Weihnachts-Komödie“. Glückauf! 1907, S. 7 ff.
G. Mosens Weihnachtsfestspiel Christi Geburt. Von Dr. A. Müller.
Glückauf! 1903, S. 114 ff. Z Z
2) Eine solche findet sich verzeichnet im Glückauf! 1890, S. 128: „Eine
Komödia, welche am h. Weihnachtsabend die Lengefelder Jugend aufführt.“