Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Die Eltern stets geliebt, 
Mit Willen nie betrübt? 
Könnt ihr auch beten schön? 
So sollt ihr schöne Sachen seh'n. (Bä.) 
Fast allgemein ist das „Kuchensingen“ in der Weihnachtszeit. 
Kinder und auch Erwachsene, diese oft mit einer Ziehharmonika aus- 
gerüstet, ziehen von Haus zu Haus, Weihnachtschoräle und -lieder singend 
oder spielend, wobei sie es auf eine milde Gabe abgesehen haben. 
Gern gibt man; denn zu keiner Zeit ist dem Mitgefühl für die 
darbenden Mitmenschen das Herz so geöffnet wie in diesen Wochen. 
Freilich sind die Umzüge mancherorts verboten worden, da sie in ge- 
werbsmäßige Bettelei ausarteten. In Schneeberg ist das „Singengehen“ 
am h. Abend und nach dem Silvestergottesdienste nur noch dem Berg- 
chor und den Chorknaben gestattet, worauf jedes Jahr das Polizeiamt 
im Anzeiger aufmerksam macht. Neben alten Bergmannsliedern sind 
es, wie an allen anderen Orten, vorzugsweise Weihnachtslieder und 
Schoräle, die sie anstimmen. In Annaberg hörte ich umherziehende 
Knaben singen: · · 
Maria ging vorüber 
Und suchte ihren Sohn, 
:: Den sie verloren hatte. :#: 
Begegnet ihr St. Petrus, 
Er, der starke Fels. 
: Wohin, Frau Königin?: 
Hast du ihn nicht gesehen, 
Maria ihren Sohn, 
' Den sie verloren hat? ? 
Ich hab' ihn wohl gesehen 
In eines Römers Haus, 
½: Ganz blutig sah er aus. ist 
Was trug er auf dem Haupte? 
Von Dornen eine Kron'. 
: Sein Kreuz, das trug er schon. 1 
Sein Kreuz, das muß er tragen 
Bis an die Schädelstättt, 
:: Wo er gekreuzigt wird. : 
Maria stand am Kreuze 
Und weinte bitterlich, 
: Weint nicht, Frau Königin! ::
	        
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