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Und nun der Hebeschmaus. Ihn eröffnete genannter N. immer
mit folgender Ansprache:
Das Werkzeug für heut beiseit!
Es sollen beim Bauheben heut'
Messer und Gabeln ganz allein
Einmal das ganze Werkzeug sein.
Der Löffel, der vertritt die Stell'
Der sonst geschickt geführten Kell,
Und daß der Bau auch haltbar sei,
Flößt man auch fleißig Mörtel bei.
Der Branntwein sei am heut'gen Tag
Das Lot und auch die Wasserwagl“.
Ein ganzes Dutzend Flaschen zeigt,
Ob es links oder rechts sich neigt.
Drum Brüder, ihr Herzen, schenket ein!
Guckt tief in das Glas hinein!
Denn es legt sich in uns sodann
Noch lang kein Zechsteinlager an.
Wenn einer auch nicht lotrecht steht
Und in verschiednen Zirkeln geht:
Es nicht gefährlich ist,
Denn ihr wißt,
Beim Hebeschmaus fällt keiner vom Gerüst.
Willst, Bruder, du nach Hause gehn,
Wenn die Straßen sich schon drehn,
Halt' dich an einen Sichern, der
Ist ein richt'ger Transporteur.
Und wenn wir morgen ausgeruht
Und das Wetter zeigt sich wieder gut,
Gehn wir fröhlich zu unfrer Arbeit 'rein,
Da gibt's auch wieder Bier und Branntewein.
Und bei Bier und Schnaps und Wasserkur
Hilft sich von selber die Natur.
Bleibt diesen dreien nur getreu,
Das ist die beste Arzenei.
Den Schutz höherer Mächte bezweckten auch die Haussprüche über
der Tür, die im oberen Erzgebirge nur selten angebracht worden sind.
Dagegen hat der Aberglaube eine große Reihe von Schutzmitteln zur
Verfügung gestellt. Zuvor jedoch noch ein Wort über den Nachtwächter,
der ja auch zur Sicherung von dal und Gut die Straßen und Gassen
des Ortes durchzieht, freilich einst mehr wie jetzt. Ehedem spielte der
Nachtwächter eine hervorragende Rolle im Leben einer Dorfgemeinde,
lagen ihm doch außer der Nachtwache noch die verschiedensten Pflichten ob.
Wie auch heute noch, war er oft zugleich Gemeindediener. In der Fron-
zeit bestellte er, wenn es der Gutsbesitzer nicht selbst tat (Zwö.), die
Leute zu Hofe, indem er vor das Fenster oder ins Haus trat mit den