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Neie, neie Fasenacht.
Dr Voter hoot a Kalb geschlacht't.
Hoot 'r sich in Finger gehackt,
Hoot 'r sich halb tut gelacht (A.).
Aschermittwoch.
Den unmittelbar auf Fastnacht folgenden Aschermittwoch hat man
auch in den Kreis des Aberglaubens gezogen. An diesem Tage ins Haus
geworfene Schneeballen halten Unglück fern (Br., N.). Wer seinen
Wohnort verläßt, stirbt dasselbe Jahr (Ni., Cr.). Gewaschene Wäsche
wird schwarz (Br., A.). Verbreitet ist das Aschetopftragen. Unter dem
Schutze der Nacht wirft man einen mit Asche, Scherben und anderem
Unrat gefüllten Topf in die Hausflur oder auch in die Stube mit den
Worten: „Hier bring' ich einen Aschetopf, wenn ihr mich erwischt, so
setzt mich in den Wassertrog!“ Hierauf enteilt der Ubeltäter so schnell
als möglich. Erwischen ihn die Hausbewohner, so ist ihm eine Tracht
Prügel sicher, oder man setzt ihn in einen Wassertrog, wenn er sich nicht
durch eine „Fahne“ Schnaps löst (Gro.). Heimlich setzt man einen
mit Wasser gefüllten Topf vor die Stubentür, so daß er beim Offnen
der Tür umfällt (R.). Nach Spieß (597) schickten Bauern und Knechte
Kinder, mit Vorliebe den Kühjungen, zu den Nachbarn, um noch einmal
„den Spieß einzurücken“. Hier aber wurde er mit Wasser beschüttet
und unter Spott und Hohn mußte der zum Narren Gehabte abziehen
(Di.). Dieser Brauch scheint sich verloren zu haben.
Ostern.
Palmsonntag. (Vgl. M. 257.)
Alles, was sproßt und keimt, wie auch fließendes Wasser, gibt zu
Ostern neue Lebenskraft. Drei am Palmsonntage verschluckte Blüten-
kätzchen schützen das Jahr über vor Fieber und Halsweh (W., A.) und
das Haus vor Feuer (Kl., Ehr.).
Gründonnerstag. (Vgl. W. 85. M. 257.)
Weithin üblich ist an diesem Tage der Genuß grüner Kräuter, er
verleiht Gesundheit und Kraft fürs ganze Jahr. Am Gr. Donnerstage
eingetragene Kräuter gelten als besonders heilkräftig (v. 85). Einst war
das Kräutersammeln und -essen an keinen bestimmten Tag gebunden,
der Brauch herrschte das ganze Frühjahr hindurch. Nachdem aber der
Donnerstag vor Ostern den Namen dies viridium erhalten hatte und
diese Bezeichnung um 1200 mit „grüner Donnerstag“ verdeutscht worden
war, band sich die Sitte an diesen Tag. Ein um Mitternacht nüchtern
getrunkenes Gänseei (auch am Karfreitag) verhindert Bruchschaden beim
Heben schwerer Lasten (Ge., Kl., A., Th. 857), schützt vor jedem Ubel
(Ehr., Sch.). Gesundheit und jugendliches Aussehen sichert ein Trunk
fließenden Wassers bei Sonnenaufgang (M.). Dieser Brauch wird auch