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anderer Zeit vor den Hexen geschützt (Zw. Geg.). Dasselbe bewirken
am 1. Osterfeiertage darin befestigte Tannenzweige (He.). Ein Tier mit
zwei Wirbeln kann nicht behext werden (Br.). Hat aber der Bauer
trotz aller angewendeten Mittel Unglück mit seinem Vieh, so trägt er
einen Topf voll Dünger des kranken Tieres in den Bach, wobei er nicht
sprechen, vor allem kein altes Weib grüßen darf (Nd.). Oder man stellt
ein brennendes Licht in den Keller, den Wohnort der Zaubermächte.
Ist es verloschen, ohne niedergebrannt zu sein, so hat es der Teufel
ausgeblasen und meidet fortab die Stelle; denn grelles Licht ist ihm
zuwider (Kl.).
Auch der Düngerhaufen muß vor den Hexen am Walpurgisabend
beschützt werden. Man steckt darauf Holunder-, Ahlert= oder Weiden-
ruten (Ne. 1457), legt zwei Besen kreuzweis darauf, damit die Hexen
nicht darüber hinwegschreiten können (Sch. 89'), umzieht ihn mit Stroh-
seilen (Nd., M.), damit er nicht abnehme. Nimmt eine alte Frau von
einem fremden Düngerhaufen einen Strohhalm, so gilt sie als Hexe
(Di., Schl.). In jede Ecke befestigt man ein aus Weichselbaumzweigen
zusammengebundenes Kreuz (Spieß 133). Diesen Brauch habe ich nicht
mehr als bestehend erkunden können. Auf dem Düngerhaufen dürfen
keine Strohhalme liegen (Ne.). In der Scheune werden mit Holzscheiten
drei Kreuze gelegt (Br.). ·
Wie den Stall, so sucht man auch das Haus zu schützen. An die
Haustür und die Fensterläden schreibt man drei Kreuze (Nie., Ri., J.),
vor die Tür wird der Besen gelegt, denn: „Steht der Besen vor der
Tür, — Vertreibt er die Hexen für und für“ (W.). In die Stuben
werden Ahlertzweige gebracht (Mau.). Nach Spieß (134) steckte man
Weidenruten auf die Klöppelsäcke (Grü)). Wer etwas verborgt, wird
behext (Schl.). Mächtige Feuer lodern auf den Bergen (v. 89).
Kinder und Erwachsene umspringen mit harzgetränkten Besen, Holz-
scheiten, in deren gespaltenem Ende Harzstücke stecken (Ri.) u. ä., die
flammenden Holzhaufen, lassen Raketen steigen (Zw. Geg.) und singen
dabei:
Alte Hexen schlecht und schlicht,
Geh mit dir bald ins Gericht.
Alte Hexen groß und klein,
Will nicht dein Genosse sein! (Schl.).
In der Olsnitzer Gegend werden mächtige Kreuze errichtet, um
die man mit brennenden kleineren Kreuzen herumtanzt, nachdem jene ange-
zündet worden sind. Mit brennenden Fackeln geht man über Wiesen und
Felder, damit ihr Ertrag nicht verringert werde. Die Bauern schlagen mit
Dreschflegeln auf die Feldraine (Bä.). Weithin wird geschossen (89).7
1) Interessant sind die Erzählungen und das Urteil über den Walpurgis-
glauben des Verfassers der „Chemnitzer Rockenphilosophie“. Es heißt darin: „Es
wird fast im ganzen Sachsenlande von dem gemeinen Manne geglaubt und da-
für gehalten, daß in der Walpurgisnacht die Hexen auf ihren Tanz und Ver-
sammlung zögen. Daher an manchen Orten solcher Lande die Gewohnheit eingerissen
ist, daß diejenigen, welche Landgüter oder Felder besitzen, am Walpurgisabend mit