Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Man bläst in lange Hörner, um durch Lärm die bösen Geister abzu- 
schrecken. Besonders gern übt die Jugend das Hexenschießen, indem 
man lange Bretter auf die staubbedeckte Straße aufplatzen läßt. Im 
Scherz schreiben sich Kinder gegenseitig Kreuze auf die Kleider. 
Hört der in der Walpurgisnacht an einer Tür Horchende seinen 
Namen, so soll er im Laufe des Jahres sterben (J.). 
Der 1. Mai. 
Am 1. Mai wurde das Vieh zum ersten Male ausgetrieben, ein 
Brauch, an dem nur noch sehr vereinzelt festgehalten wird. 
Christi Himmelfahrt. 
Nach dem Volksglauben soll an diesem Tage immer ein Gewitter 
kommen, steht doch der Himmelfahrtstag als ein heiliger Donnerstag in 
Beziehung zu Donar. Bringt ein Kind ein Rotschwänzchen oder blaue 
Kuckucksblumen mit ins Haus, so bricht Feuer aus (Gey. Seite 27). 
Nöhren oder Büchsen über die Felder schießen, aus der einfältigen und albernen 
Meinung, hiermit die Hexen zu scheuchen, daß sie auf ihrer Reiterei und Reise, die 
sie durch die Luft über solche Felder täten, nicht die Saat beschädigen möchten. 
Allein, erstlich ist nicht zu glauben, daß, wenn ja wahrhaftig die Hexen gewisse Ver- 
sammlungen dem Teufel zu Dienst anstellten, solches eben zu keiner anderen Zeit 
als in der Walpurgisnacht geschehe, sondern es kann vielmehr aus jetzt bemeldeten 
Historien bewiesen werden, daß solche Hexen-Versammlung gar oft angestellt werde. 
Dahero die Unvorsichtigkeit, so nur allein am Walpurgisabend gebraucht wird, zu 
wenig zu sein scheinet, auf einmal sovielen Hexenzügen zu widerstehen. Zum andern, 
wenn ja noch wahrhaftig der Hexenzug durch die Luft geschieht (welches aber der 
bekannte Ahteist Dr. Becker in seiner bezauberten Welt und andere gänzlich ver- 
innern), so geschieht es ja mit Hilfe des Teufels auf eine solche Art und Weise, 
daß ein solcher an ihrer Reiterei nichts würde schaden können. Drittens wird aus 
vieler Hexen Bekenntnis und Aussage soviel zu erkennen sein, daß die Verderbung 
der Felder, so durch Hexen geschieht, nicht zu der Zeit verrichtet wird, wenn sie auf 
ihren Konvent ziehen. Denn solche „Reuterey“ soll so schnell und ungesäumt ver- 
richtet werden, daß dabei kein Anhalten zur Verderbung der Felder gestattet ist. 
Also halte ich das Schießen über die Felder am W. für nichts anderes, als einen 
Teufelsfund und Dienstleistung des Satans. Denn die solch Schießen verrichten, 
achten den Teufel und seine Werkzeuge, die Hexen so mächtig, als ob sie über die- 
jenigen Dinge, welche in dem Schutze des allmächtigen Gottes verwahret stehen, 
dennoch könnten Gewalt nehmen und daran Schaden tun, da doch der zwar sonst 
„starke und gewaltige Rumor-Meister, jedoch auch ohnmächtige Höllenhund“" ohne 
Gottes Verhängnis niemand ein Haar zu krümmen vermag. Zum andern unter- 
steht sich ein solcher Feldschießer einer Sache, wozu er viel zu ohnmächtig ist und 
will sein Feld selbst vor der Beschädigung des Teufels beschützen. Dabei verachtet 
er den Schutz Gottes, ja vergisset solchen sogar, welches sicher dem großen allmächtigen 
Gott ein Mißfallen sein muß. Daher es auch wohl geschieht, daß um solchen 
Aberglaubens willen Gott verhänget, daß denen, die daran glauben und doch um 
ein ander Hindernis willen das Schießen unterlassen müssen, einiger Schade an 
den Feldern geschieht, weil sie es eben nicht anders glauben und haben wollen. 
Also tut der Teufel den Seinigen, die ihn ehren und fürchten, selbst Schaden; wer 
aber Gott ss und sich seines Schutzes getröstet, den muß der Teufel wohl in 
rieden lassen. 
Mit deinem Schießen gewinnst du nichts als Gottes Ungnade, 
Und kömmt dir auch noch wohl dazu vom Satan großer Schade, 
Vor dem du dich nicht schützen kannst als nur mit Gott alleine; 
Drum übergib du alles Gott, der schützet dir das Deine."
	        
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