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wiederumb frölig anheim begleitet, unterweges mit Gesang den lieben
Gott, wegen Schutz und Erhaltung der Schulen, gedanket worden.“
Aus dem Feste der Lateinschule entwickelte sich seit Errichtung
der Bürgerschule 1835 das bisher aller zwei Jahre stattfindende
Schulfest in seiner kindlichen Form.
Pfüngsten.
Obgleich das Pfingstfest arm an besonderen Sitten und Bräuchen
ist, so ist doch auch ihm nicht jede der poesievollen Zugaben versagt
geblieben. Allgemein verbreitet ist der Brauch, die Wohnungen, Kirchen
und Gaststuben mit jugendfrischen Birkenbäumchen oder Maien zu schmücken.
Wer nicht Platz genug hat, ein ganzes Bäumchen aufzustellen, kauft sich
wenigstens einen Strauß von Birkenreisern (S. auch Seite 26.). Die
Pfingstmaie ist nichts anderes als der germanische Malbaum, der als
Sinnbild des neuerwachenden Lebens bei fast allen Kulturvölkern in
besonderem Ansehen stand, ja teilweise göttlich verehrt wurde. In der
Pfingstwoche schmücken in An. die Arbeiter vo#r Beginn der Arbeit ihre
Fabriken. Wer nicht mit hilft, wird mit einem Schiebock geholt. Wer
am Pfingstsonntag am längsten schläft und zuletzt aufsteht, wird der
Pfingstlümmel 0 genannt (v.).
Viielfach besteht die Sitte, nach dem Gottesdienst am 1. und 2.
Pfingstfeiertage vom Turme herab einen Choral zu blasen (Ehr., Th.,
Po., Gey., Zö.). In O. wird auf dem Friedhofe gesungen.
Ein Fest in der Pfingstzeit, das regelmäßig auf einen Sonntag
fällt und ungeduldig von den jungen Leuten erwartet wird, ist der Laub-
tanz (v.). Der Saal ist mit Blumen und frischem Grün reich geschmückt.
An diesem Tage spielen die Mädchen die Herren, indem sie zum Tanz
auffordern und auch dafür aufkommen. Der Tanz beginnt fast überall
um 4 Uhr. Die vier zuerst tanzenden Paare werden mit Kränzen ge-
schmückt, die die Mädchen auf dem Kopfe, die jungen Burschen über
die Brust tragen (Ne., Dr.). Vor einigen Jahrzehnten noch war der
Laubtanz im Gebirge allgemein üblich. Spieß schildert ihn so: „Schon
einige Tage vorher pflückt man Laub, windet Kränze und Girlanden
und schmückt den Saal der Schenke in= und auswendig. Am Nach-
mittag des Festtages werden die Mädchen, welche Kränze mit Band-
schleifen am Arme tragen, aus der elterlichen Wohnung unter Musik
geholt, und mit Gejauchze zieht man in den Saal, wo eine wohlbesetzte
Tafel gerüstet ist. Nachdem die Mädchen ihre Kränze aufgehängt haben,
setzt man sich und schmaust vergnügt. Nach dem Essen beginnt der Tanz.“
Am Vormittag des dritten Pfingstfeiertages zieht in J. die Berg-,
Knapp= und Brüderschaft mit der Bergfahne unter den Klängen des
Bergmannsmarsches zur Bergpredigt in die Kirche, zu der wie auch zu
den in früher Morgenstunde des 1. Weihnachtsfeiertags stattfindenden
Christmetten der Pfarrer in feierlichem Zuge geholt wird. Alljährlich
1) Ueber den Pfingstlümmel vgl. ausführlich Mannhart, Wald= und Feld-
kulte I. 320. 325.