Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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eingenommen. Mit ihrem Steiger an der Spitze begeben sich nun die 
einzelnen Trupps auf den allgemeinen Sammelplatz, den Marktplatz. 
Eine Abteilung holt hierauf unter dem Schall der Musik die Fahne 
aus dem Bergamtsgebäude. Nachdem dieselbe bei den übrigen ange- 
langt ist, setzt sich der Zug in folgender Ordnung in Bewegung. Voran 
schreitet ein Schichtmeister in sogenannter ganzer Parade. Den Kopf 
bedeckt der 7 Zoll hohe zylinderische Schachthut mit grünem Manchester 
überzogen, oben und unten mit Goldtresse eingefaßt, vorn das königliche 
Wappen aus Blech getrieben und vergoldet, an der linken Seite die 
sächsische Kokarde, aus der der schwarze, unten gelb unterbundene 7 Zoll 
hohe Federstutz hervorragt. Den Oberleib bedeckt die Puffjacke, eine 
enganliegende bis in die Taille reichende Jacke von blauschwarzem Tuch 
in kurze Schöße auslaufend, vorn mit einer Reihe vergoldeter Knöpfe 
und oben mit stehendem goldbetreßten Kragen von schwarzem Manchester, 
darauf ein silberner Stern. Auf den Schultern Patten von schwarzem 
Manchester mit goldenen Fransen, dann am Oberarm enggefaltete Tuch- 
puffen, und am Handgelenk Aufschlagspatten von weißem Tuch. Der 
Unterleib ist mit engen weißen Tuchbeinkleidern, woran sich Kamaschen von 
weißem englischen Leder schließen, bedeckt; um die Knie sind die schwarz- 
ledernen Kniebügel und hinten das ehenfalls schwarze Bergleder befestigt. 
An der Seite hängt der Säbel mit vergoldetem Gefäß in schwarzer Leder- 
scheide. In der rechten trägt der Steiger einen schwarzen Stock, dessen 
Griff das vergoldete Steigerhäckchen bildet, sowie vorn an der Brust 
das Tescherpertäschchen von Leder mit zwei Tscherpern (Messern mit 
drei Zoll langer Klinge und drei Zoll langem beinernen Heft). — 
Hinter dem Schichtmeister folgen die Knappschaftsältesten, ähnlich wie 
dieser gekleidet, nur statt des Hutes den Kopf mit der sogenannten 
„fliegenden Kappe“ bedeckt, einer Art Haube von weißer Leinwand, 
hinten mit weißem, zwei Zoll breitem, flatterndem Bande. Es kommen 
nun drei Züge Häuer, jeder Zug in drei Reihen zu sechs Mann mar- 
schierend und angeführt von je einem Steiger. Die Häuer tragen 
Schachthüte und Paradekittel von schwarzer Leinwand, unter deren be- 
ginnenden Kragen ein mit Spitzen besetzter weißer Leinwandkranz her- 
vorsteht. An die bis zu den Knien reichenden weißen Leinwandbeinkleider 
schließen die weißen Strümpfe und schwarze Schuhe; dazu kommen noch 
Kniegürtel, Bergleder und Tscherpertäschchen. Auf der rechten Schulter 
tragen sie die Bergbarde, eine beilärtige Waffe an fünf Viertel Ellen 
langem Stiel. Es schließt sich das Chor der Berghoboisten an, d. i. 
das städtische Musikchor in Bergmannstracht, und zwar schwarze Kittel 
und Schachthüte mit goldgelben Tressen besetzt. Außer den gewöhn- 
lichen Blasinstrumenten sind die russischen Hörner eigentümlich, deren 
längstes Manneshöhe hat, sowie der Transport der Pauken. Diese 
werden auf einem Gestelle von zwei Bergjungen auf weiß und grünen 
Tragbändern vor dem Paukenschläger getragen. Nach dem Musikchor 
erblicken wir die mit Goldtressen besetzte Bergfahne, die auf weißseidenem 
Grunde das kursächsische Wappen entfaltet. Sie wird von dem 
ältesten Steiger getragen, zu dessen beiden Seiten je ein Obersteiger
	        
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