Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Glas, woraus er zuvor auf das Wohl des Bauherrn getrunken hat, 
in die Tiefe. Zerspringt es, so ist das ein günstiges Vorzeichen (290). 
Zerbricht es nicht oder zeigen sich dabei Funken, so brennt das Haus ab 
(v. 290*), ebenso, wenn beim Bau ein Arbeiter verunglückt (Nd., W. 2907). 
Nach dem Hinabwerfen werden die übrigen Strophen des Liedes ge- 
sungen, und nachdem die Taschentücher unter die am Bau beschäftigten 
Arbeiter verteilt worden sind, stimmt die Musik nicht selten fröhliche 
Weisen an, wobei man sich an Bier und Schnaps ein gütliches tut. 
Der Hebefeier folgt am Abend desselben Tages ein Hebeschmaus, ein 
Brauch, der sich freilich immer mehr und mehr verliert. Der 1906 ver- 
storbene 83 jährige Maurer= und ehemalige Ratszimmermeister Nestler 
in A. „tat“ bei jedem von ihm ausgeführten Bau, das letzte Mal 1885, 
folgenden Spruch, dessen sich schon sein Vater bedient hatte. 
Im Namen des obersten Bauherrn fangen wir an unser Werk 
Und bitten denselben um Kraft und Stärk, 
Und wenn unser Werk nach Wunsch vollbracht, 
So danken wir auch dem, der in uns schafft. 
In Gottes Namen fang ich an, 
Was mir zu tun gebühret, 
Mit Gott ist alles wohlgetan 
Und glücklich ausgeführet. 
Was man in Gottes Namen tut, 
In glaubensvollem Sinn und Mut, 
Das wird uns auch gedeihen. 
Ich weiß, mein Gott, daß all mein Tun 
Und Werk auf deinem Willen ruhn, 
Von dir kommt Glück und Segen, 
Was du regierst, das steht und geht 
Auf rechten guten Wegen. 
Sei auch heut und allezeit bei mir, 
Die Werke meiner Hände 
Befehl ich, guter Vater, dir, 
Gib, daß ich sie vollende 
Zu deines Namens Herrlichkeit, 
Und gib, daß wir zu dieser Zeit 
Des Fleißes Lohn empfangen. 
Großer Gott, ich bet’ dich an 
So gut als ich in Schwachheit kann; 
Denn alles, was ich bin und habe, 
Großer Gott, ist deine Gabe. 
Leih uns auch Kraft und Stärke 
Zu einem jeden neuen Werke, 
Deine Gnade, Glück, Heil und Segen 
Sei und bleibe stets auf allen unsern Wegen. Amen. 
1) Bei Wuttke verzeichnete abergläubische Meinungen aus dem Erzgebirge, für 
deren Bestehen in der Gegenwart ich trotz aller Nachforschungen keinen Beleg er- 
langen konnte, sind in meine Arbeit nicht mit aufgenommen worden.
	        
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