Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Ein mir zur Verfügung gestellter geschriebener Zettel vom Jahre 1869 
nennt als beste Säetage zur Sommersaat den 2., 3., 5., 9., 10., 12., 
16., 17., 19., 23., 24., 30., 31. März, den 2., 6., 7., 9., 13., 14., 16., 
20., 23., 27., 30. April, den 4., 7., 11., 12., 14., 18., 25., 28. Mai; 
zur Herbstsaat den 1., 3., 7., 8., 14., 15., 17., 21., 22., 24., 28., 30., 
September, den 1., 5., 6., 8., 12., 13., 15. 19. 20, 22., 26. 29. Oktober, 
den 3., 5., 9., 10. # 16. 17. 19, 23. 24., 26. November. Der 
Grund freilich, warum diese Tage gewählt werden sollen, ist nicht an- 
gegeben; man richtete sich aber darnach (Wo.). Als eine besonders gute 
Säezeit gilt die zwölfte Stunde vormittags und die Zeit vor Sonnen- 
aufgang zu Ostern (M.). Das Himmelszeichen des Skorpions, wie auch 
Morgenwind (Nd. 654) bei der Aussaat läßt viel Unkraut mit auf- 
wachsen (Nd., M.). 
Beim Einschütten des Samens soll sich der Bauer der feierlichsten 
Stille (Nd., M.) befleißigen, beim Säen eines weißen und auch nicht 
fremden Lakens bedienen, sonst ist der Ertrag gering (Nd.). Schweigend 
muß auch das Saatgetreide, das nicht in zugeknoteten Säcken aufbewahrt 
werden darf (Kl.), auf das Feld gefahren werden (H.). Die ersten drei 
Würfe geschehen kreuzweiß in den höchsten drei Namen (v. 653). Schweigend 
streut der Landmann den Samen aus, „damit die Vögel nichts merken“ 
(Ne. 653). Um diese fernzuhalten, behält er ferner während der Aus- 
saat im Munde drei oder fünf Körner, die er am Schlusse gekaut für 
die Vögel auf den Weg speit (Dr., Gey. 549°), wirft, in der Mitte des 
Ackers stehend, nach vollendeter Aussaat eine Hand voll Getreide nach 
den vier Himmelsgegenden mit den Worten: „Für die Vögel!“ (Kö. 
649"). Gegen Vogel= und Raupenfraß steckt man weiter in jede Ecke des 
Feldes oder in die letzte Furche einen Besen oder in eine Ecke einen 
Brennesselstock und einen Besenstiel mit den Worten: 
„Da Krah, das ist dein! 
Und was ich steck, ist mein!“ (M., Kl., W.) 
Ferner legt man Sargsplitter in einige Furchen oder in drei Ecken des 
Feldes (Nd. 6496). Liegen in einer Ecke des Feldes ein Kieselstein, ein 
Besen und ein Nesselstock, so kann kein Unkraut gedeihen und soll kein 
Dieb etwas entwenden können (N.). Damit der Weizen nicht brandig 
werde, mengt man Holzasche vom h. Abend unter den Samen (M. 6527) 
läßt einen Teil davon durch ein Astloch laufen und streut diesen in die 
vier Ecken des Feldes (Kl.). Nach getaner Arbeit wird mit der Egge 
ein Kreuz auf dem Acker gezogen (N.). 
Erste Ausfahrt im Frühling. 
Bei der ersten Ausfahrt mit dem Pfluge wird dieser mit Wasser 
begossen (Gd.), steckt man Holzkohle vom Osterfeuer daran, um eine 
reiche Ernte herbeizuführen (Nd. 817). 
In der Karwoche aufs Feld gebrachter Dünger hat keine Kraft 
(Frk). Montags und Freitags wird kein Dünger gefahren; muß es 
sein, so wird wenigstens das erste Fuder Sonntag abend noch ge- 
laden und bleibt an der Düngerstätte stehen (Frk.).
	        
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