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Raupen sterben alle auf dem Felde oder sie verlassen dieses (Nd. 6487).
Steckt ein Besen oder ein Stück gekohltes Holz vom Johannisfeuer
(Gey., v., Schw.) in einer Ecke des Feldes (Kö. 6657), werden die
Kraut-, Rüben= und Kohlrabipflanzen am grünen Donnerstage gesteckt,
so bleiben diese vor Raupenfraß bewahrt (H.). Groß und fett wird
das Kraut, wenn der Samen am Karfreitag gesät wird (Mau.), beim
Stecken desselben fettbestrichene Butterschnitte gegessen werden (Kl.),
am Johannistage ein Stein ins Kraut geworfen wird (Frk.), in einer
Ecke des Feldes ein Kieselstein, ein Besen und eine Hand voll Nesseln
liegen (Cr.). Am Siebenschläfer gesteckte Pflanzen schlafen sieben Wochen
lang (v.). Im chützen gestecktes Kraut schießt (Ne.), im Löwen gestecktes
wird fett und groß (Nd.).
Damit der Klee gut gerate, streut man am Karfreitag Asche darauf
(M. 663). Nordwind beim Säen desselben verhindert das Keimen
(Fr.). In den Fischen gesteckte Rüben bekommen keine „Beine“ (Nd.).
Verschiedenes.
Gurken und Kürbisse soll man nicht vor dem 23. Mai (Ehr.,
Kl.), Petersilie am besten zu St. Peter säen (A.). Am Johannistage
gesteckte Rettiche werden groß und „schossen“ nicht (Or.).
b. Jeinde der Saat und der Ernte.
Im Glauben an die Wandelbarkeit der menschlichen Seele fußt
der auch in Süddeutschland weitverbreitete Bilmetschnitter? oder Ge-
treideschneider, der am Metardustage durch die Felder geht und die
Ahren abschneidet. (Vgl. Mo.2 303. Mogk, German. Mythol., 34.)
Die ca. 10 cm breite Spur, die sich diagonal übers Feld zieht, beginnt
da, wo der Bauer anfing zu säen. Mit den Ahren sind gleichzeitig alle
am Rande des Feldes stehenden Vogelbeersträucher glatt abgeschnitten
(A., Cr., M.). Trifft der Feldbesitzer den Unhold bei seinem unsaubern Hand-
werk und grüßt ihn zuerst, so muß der Zauberer sterben. Wird der Besitzer
zuerst gegrüßt, so fällt er tot zu Boden (M.). Auf meine Frage nach
dem Aussehen des Binsenschnitters gab man mir die Antwort: „Er
hat Vogelgestalt!“ (Mau.), wiederholt aber: „Er ist ein Bauer aus
dem Dorfe, den niemand kennt!“ Aus diesen Worten ergibt sich, daß
der Unhold doch bloß eine auf den Erntesegen neidische Person ist. Um
sein Kommen zu verhindern, nimmt der Bauer von allem Samen, den
1) Die L. N. N. berichten unterm 4. Oktober 190;
„Mittweida. Eine bisher noch nicht genügend erklärte eigentümliche Erschei-
nung — der Billen= oder Bilsenschnitt — war in diesem Jahre in den Getreide-
feldern der benachbarten Gemeinden Tannenberg und Erlau zu beobachten. Mit
„Bilsenschnitt“ bezeichnet man etwa handbreite Gänge in den Feldern, welche durch
Abschneiden der Halme in Stoppelhöhe hergestellt worden sind. In neuerer Zeit
ist man geneigt, den Hasen als den Hersteller dieser sonderbaren Gänge zu betrachten.
In unserer Nachbarschaft ließ die Erscheinung alten Aberglauben wieder aufleben.
Man schrieb den Bilsenschnitt dem Walten böser Mächte (Hexen) zu und verdächtigte
einen Gutsbesitzer, dessen Acker keinen Bilsenschnitt aufwiesen, der Urheberschaft des
„Hexenmachwerkes“. Der so in bösen Ruf Gekommene konnte sich nicht anders
retten, als daß er sechs seiner Verdächtiger vor den Friedensrichter zitierte.“
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