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Stare. Werden die Starkästen am Bußtag vor Ostern, dem
„Nistertag“, aufgehängt, so werden sie sicher bezogen (A.). Verhindern
Sperlinge den Staren den Einzug in einen Kasten, so zankt sich der
Hauswirt mit einem Mieter, so daß dieser auszieht (Schei., A.).
Der Kuckuck gilt seit den ältesten Zeiten und allgemein als
klug und wahrsagend. (Uber diesen Vogel vgl.: Mannhardt in der
„Zeitschr. f. deutsche Mythologie“, IIl, S. 209 und IV, 447. W.
161. 280.)
Allgemein ist der Glaube an die prophetische Gabe des Kuckucks,
der zu den Göttervögeln des Heidentums gehörte. Daraus erklärt sich auch
die allgemeine Redensart: „Das weiß der Kuckuck.“ Namentlich glaubt
man von diesem Vogel, da er alles weiß und sieht, Aufschluß über die
Dauer der Lebenszeit zu erhalten. So vielmal er ruft, so viele
Jahre hat der Fragende noch zu leben (allg. 280).
„Schreit der Kuckuck zuerst ins Land,
Fragend, wieviel Geld hast du in deiner Hand,
Wieviel Jahre sind mir beschert
Noch zu leben auf dieser Erd'o —
Kuckuck in Ehren, wie lange soll ich noch leben?“ (Gey.)
Oder: „Kuckuck, schrei mir meine Jahre aus,
Wie lange ich noch leben soll.“ (v.).
Dabei achtet man auf die Himmelsgegend, aus der der Ruf er-
schallt. Es ist besser von Ost die Stimme des Vogels zu hören als
von Norden her (280), von rechts besser als von links (B.). Ledigen
Burschen und Mädchen verkündet er die Anzahl der Jahre bis zu ihrer
Hochzeit (v.); einem verliebten Paar die Zahl der Kinder (Ehr.). Wer
Geld oder Brot beim ersten Kuckucksruf bei sich hat, klopft schnell darauf,
damit nie Mangel daran komme (v. 632). Hat man kein Geld bei sich,
so mangelt's daran das ganze Jahr (He., Bä. 280). Schreit er, wenn
man die Geldbörse öffnet, so ist einem Reichtum beschieden (Ge.).
Schreit er nur dreimal, so geht ein dabei gehegter Wunsch in Erfüllung
(A.). „Der Kuckuck kündet teure Zeit,
Wenn er nach Johanni schreit.“ (M., A. 280.)
Und ein anderer Reim sagt:
Im Sommer, wenn der Kuckuck schreit,
Da rufen die Leute weit und breit:
Gebt acht, der Sensenmann kommt;
Der Kuckuck hat geschrieen. (A.)
Der wegen seiner rötlichen Farbe zu Donar gehörige Kreuz-
schnabel zieht nach weithin verbreitetem Aberglauben die Krankheiten
der Stubenbewohner an sich (Schl., Ge., A., Wo., H. Seite 53). Man hängt
ihn über die Haustür, damit er Glück bringe (Umgeg. v. Ma.). Sein
Platz in der Stube darf nicht gewechselt werden, weil sonst Unglück
droht (Th.). (S. auch Seite 26, 53, 109).
Dohlen. Als todkündendens Orakeltier s. S. 127, 135. Um-
kreisende Dohlen bringen Unglück (Schl. 2747).