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auch Haus- und Schutzbriefe, werden noch vielfach in irgend einem
Winkel des Hauses verborgen gehalten.
Bei einem ausgebrochenen Schadenfeuer sprach der herzugeholte
Essenkehrer in Pf. noch in den 60er Jahren: „Das walt' das bittere
Leiden und Sterben unsers lieben Herrn Jesu Christi. Feuer und Wind
und heiße Glut, was du in deiner elementischen Gewalt hast, ich gebiete
dir bei dem Herrn Jesu Christi, welcher gesprochen hat über Wind und
Meer, das ihm aufs Wort gehorsam gewesen. Durch diese gewaltigen
Worte, die Jesus gesprochen hat, tue ich dir Feuer befehlen, drohen und
ankündigen, daß du gleich flugs dich sollst legen mit deiner elementischen
Gewalt. Du Flamm' und Glut, ich gebiete dir, wie Gott geboten hat
dem Feuer durch seine h. Engel der feurigen Glut in dem feurigen Ofen,
als die drei h. Männer durch Gottes Befehl den h. Engeln befohlen,
daß sie sollten unversehrt bleiben, wie es auch geschehen; also sollest
gleicher Weise du Feuerflamm' und heiße Glut dich legen, da der all-
mächtige Gott gesprochen, als er die vier Elemente samt Himmel und
Erde geschaffen hat. Fiat, fiat, siat, d. h. es werde. Im Namen Gottes
des Vaters, des Sohnes und des h. Geistes. Amen.“ Nach diesen
Worten enteilte der Feuerbeschwörer bis über den nächsten Bach, weil
man meinte, daß ihn bis dahin das Feuer verfolge.
Als Schutzmittel gegen Blitzschlag gelten der Kreuzschnabel
(Ri., Br., Gey. 164), ein unter dem Bett liegender Fichtenspan (Or.),
der auf dem Oberboden aufbewahrte Christbaum (Cr., W., Ehr., Bär.),
die aufbewahrte Pfingstmaie (Ra.), im Hause liegende Splitter eines vom
Blitz zerschmetterten Baumes (Mau., Pf., Gr., H; vgl. 121), eine hinter
den Spiegel gesteckte doppelte Ahre (Mau. 126), in der Bodenkammer
liegende Zweige von der Weihnachtsecke (W.), am Karfreitag geholte und
zwischen die Dachbalken gesteckte Hollunderzweige (Nd.), hinter den Spiegel
gesteckte Ahren von der zuerst gebundenen Garbe (Br.), ein am Johannis=
tage ans Haus gehängter Kranz (Gr., Br. 937), im Hause nistende
Schwalben (159) und Rotschwänzchen (allg. 160), eine schwarze Katze
(M. 1737), die man aber anderwärts beim Herannahen eines Gewitters
ins Freie jagt, da sie den Blitz anziehen soll (Ehr.).
1853 wurde in A. eine allgemeine Bürgerfeuerwehr eingerichtet.
Die Wache bestand in jeder Nacht, von 10 Uhr abends bis früh 4 Uhr,
aus sechs Bürgern, die sich in der Hauptwache aufzuhalten und von Zeit
zu Zeit abwechselnd zu je zwei die Straßen zu durchgehen hatten.
Während eines Gewitters entfernt man die Gefahr,
wenn Betten ans Fenster gehalten werden (Nd.), mit Wasser gefüllte
Töpfe auf den Fensterstöcken stehen (A.), der Spiegel verhängt (Mtt.),
ein im Fenstergewände hängender von hier entfernt wird (A.), ferner,
wenn das h. Abendlicht (W., Sch., A., Pf., Gey., Ma., Ehr., B., Th. 787),
das Mettenlicht (Bä., Br., Gey., U., Th., Jo., B.), ein Christbaumlicht (Sch.,
W., Br.), ein Geburtstagslicht (A., Bä.) angezündet wird, drei Blüten-
kätzchen der Salweide ins Feuer geworfen werden (A. 4497), Tannen-
1) Ebenda, S. 50 ff. 2) Vgl. W. 618.