Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Winter eine Schwanzmütze aus dünnerem oder stärkerem Stoffe, die 
in den 40er Jahren mit Vorliebe weiß mit gekrepptem Rand, späterhin 
bis in die 50er Jahre fast nur bunt getragen wurde. Dieser Kopfschmuck, 
den mancher Bauer auch bei seinen Ausgängen ins Dorf aufbehielt, 
war ein mehr oder weniger langer Sack, dessen größerer Teil in den 
kleineren gespülpt wurde, der in seiner Mitte eine Bummel trug. Das 
Käppel aus schwarzem oder grünem Samtmanchester schloß sich eng der 
Kopfform an und kostete gewöhnlich 5 Ngr. Es kam nur selten vom 
Kopfe, auch beim Beten nicht. Einst hatte ein Bauer beim Bürgermeister 
zu erscheinen. Er war sich wohl bewußt, welch hoher Standesperson 
er demnach gegenüberzutreten hatte, und legte deshalb seinen Filzhut 
schon auf der Treppe nieder. Das Käppel blieb selbstverständlich auf 
dem Kopfe sitzen. Vom Stadtoberhaupte mehrmals befragt, ob er nicht 
wisse, was sich gehöre, zog er endlich das Käppel herunter mit den 
Worten: „Verwa'ng en Menschen dann Hut un à noch das Kappel 
abnamme!“ Zweierlei Kopfbedeckungen zugleich aufzusetzen, war bei 
verschiedenen Bauerntrachten üblich. Einen ähnlichen Hut wie der Bauer 
trugen auch die Fuhrleute, jedoch mit dem Unterschiede, daß das Sammet- 
band durch eine Schnur mit zwei Quasten ersetzt wurde. Die besseren 
Fuhrmannshüte, die in Penig das Stück zu 15 Ngr. gekauft wurden, 
zierte vorn noch eine Steife aus grünlichem Sammet. Auf dem Felde 
trug der Bauer eine Tuchmütze, einen Stroh= oder einen alten Filzhut, 
diesen oft von grotesker Form. 
So ging der Bauer auch an seinen Fest= und Ehrentagen, vielleicht, 
daß er nur ein feineres Hemd anzog und ein seidenes Halstuch umband. 
War das Kleid alt und unscheinbar geworden, so wurde es zur Arbeit 
im Hause und auf dem Felde getragen. Das gewöhnliche Arbeitskleid 
war jedoch ein bis über die halbe Wade herunterreichender Leinwand- 
kittel aus selbstgesponnener Leinwand mit langen Armeln, der vorn 
durch 4—6 Knöpfe aus Horn, Kupfer oder einer ähnlichen Masse ge- 
schlossen und hinten über einem senkrechten Schlitze durch 2—4 
ebensolche Knöpfe verziert wurde. In dem Schlitze hingen die zusammen- 
geknöpften Fausthandschuhe, einer nach innen, der andere nach außen. 
Während der wärmeren Jahreszeit legte der Bauer bei der Haus= und 
Feldarbeit das Oberkleid ab und trug dann gewöhnlich eine hohe blaue 
Leinwandschürze oder eine ungefärbte Lederschürze, die in den Hüften 
gebunden wurde, so daß in ihrem oberen Teile bequem die Tabakspfeife, 
die Schnupftabaksdose und das Taschentuch geborgen werden konnten. 
Außer dem Oberkleide wurden bei der Arbeit auch die Schuhe abgelegt. 
Frauen und Männer gingen meist barfuß oder je nach der Beschäftigung 
auch mit bloßen Füßen in Holzpantoffeln. 
Zum Oberkleid der Frau gehörte zunächst der bis zur halben 
Wade reichende Rock, im Sommer gewöhnlich aus blau bedrucktem 
Kattun oder Köper, im Winter aus glattem oder gestreiftem Flanell 
oder einem ebensolchen Wollstoff. Die Farbstellung der Streifen war 
vorherrschend rot und gelb, rot und schwarz, schwarz und weiß, glatte 
Stoffe wurden mit Vorliebe einfarbig rot getragen. Der Rock wurde
	        
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