Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Dar dich nimmt zun Tanzen, 
Tut sich glei beschwer'n, 
Denn vun viel'n Halten 
Kennt fast ener bucklig wern. 
Reiche Bauerfrauen zogen schon in den 50 Jahren ihrer ländlichen 
die städtische Tracht vor, lange Kleider mit Bauschärmeln und engen 
ansteckbaren Unterärmeln. 
2. Die Pergmannstracht. 
Obwohl die Bergmannstracht heute noch existiert, so ist sie doch 
fast ganz in den Hintergrund getreten und in manchen Orten, wie in 
Annaberg, ganz verschwunden.?0 An Sonn= und Festtagen, ausgenommen 
am Bergfest, ist der Bergmann überhaupt nicht mehr erkenntlich an 
seiner Kleidung. Nur noch ältere Bergleute tragen wochentags in Olsnitz. 
Kittel und Leder, die meisten gehen in Rock und mit einem um den Leib 
geschnallten Riemen mit daranhängendem Olhorn, das an die Stelle 
der Lichttasche getreten ist, die immer mehr und mehr verschwindet. 
In Schneeberg ist das Arbeitskleid der Bergleute der sogenannte „Dreck- 
anzug“: Kittel, in die Stiefel gesteckte Hosen, Filzhut, Leibriemen mit 
Tscherpertäschchen und auf der Brust die an einem Riemen hängende 
Blende. Außer am Bergfest sieht man nur beim Begräbnisse eines 
Bergmannes die alte so kleidsame Paradeuniform bei den Mitgliedern 
der bergmännischen Begräbnisgesellschaften, — wie eine solche auch in 
Frohnau mit einem etwa 12 Mann zählenden Stamme ehemaliger 
Bergleute besteht — die neben dem Sarge einhergehen und abwechselnd 
den Toten zur ewigen Ruhe tragen. Vor wenigen Jahren noch wurde 
die Tracht streng gehandhabt. Die Bergleute fuhren nur in Berg- 
mannstracht ein, d. h. in blusenartigen schwarzen Leinwandkitteln, mit 
Rutschleder, Filzhut. Blende und Lichttasche. In dieser trugen die 
Doppelhäuer zwei Tscherper (Messer) und ein Pflöckchen. Die Licht- 
taschen dienten zum Transport des für eine Schicht notwendigen Ols. 
Zum Wegtun der mit Pulver besetzten Bohrlöcher waren „Schwefel- 
männchen“ (— geschnittene Schwefelfaden) erforderlich. Lehrhäuer durften 
außer dem Schießpflöckchen nur einen Tscherper, Knechte und Gruben- 
jungen auch dieses nicht tragen. Als „Geleuchte“ wurden Blenden be- 
nutzt, die zur Verstärkung des Lichtscheins inwendig mit Weißblech aus- 
geschlagen waren, und bei Arbeitern eine schwarze, bei Steigern, Ober- 
steigern und dem Bergverwalter eine blank geputzte gelbe Umhüllung 
1) An den ehemaligen Bergsegen — die eigentliche Blütezeit des Annaberger 
und Buchholzer Bergbaues reichte nicht über die 1560er Jahre hinaus — erinnert 
u. a. die täglich früh 4, mittags 12, abends 8 Uhr läutende Häuerglocke, die früher 
täglich sechs mal geläutet wurde, den Bergleuten zu Anfang einer jeden Schicht 
zurief: „Glück auf, fahr ein zum finstern Schacht, 
Gott gibt dir gut Geschick! 
So geh getrost in Grabes Nacht, 
Dein harrt des Himmels Glück.“" # 
1892 hörte der Annaberger Silber= und Kobaltbergbau bis auf weiteres auf.
	        
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