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Während der Taufhandlung hält der älteste Pate, die älteste
Patin das Kind, damit es ein hohes Alter erreiche (A., v.). Wer zu-
erst den Taufschleier ergreift — das Bedecken ist neuerer Brauch —
dem ähnelt in Zukunft das Kind (Frk.). Dabei ist die linke Hand
unglückbringend (A., Kl.). In keinem Falle aber darf ein „Ungerechter“
die Patendecke zuerst erfassen (Nd.). Umschließen die Paten den Tauf-
stein eng, so halten sie auf das Kind und nehmen an seiner Erziehung
innigen Anteil (Ar., Lt.). Schreit das Kind nach der Taufe im Bade-
wasser, so sind die Paten nicht gern Taufzeugen gewesen (Th.).
Der erstgeborene Knabe erhält gewöhnlich den Namen des
Vaters, das erstgeborene Mädchen den der Mutter (590“) Werden die
Namen in Ubereinstimmung mit den Paten gewählt, so wird ihr Träger
glücklich (Nd.). Nachfolgende Kinder erhalten die Namen von Verwandten
und guten Bekannten, doch nie den eines Verstorbenen (H., Ri., 590).
Während der Taufhandlung bleibt die Mutter daheim, auch wenn sie
das Wochenbett nicht mehr ans Haus fesselt. Sie betet aber ein
Vaterunser, damit ihr Kind fromm werde (Fr., Nd.), geht treppauf,
-ab, welches Beginnen ihrem Liebling zu großem Reichtum verhelfen soll
(Br. 596°). Wie bei jedem Stillen legt sie unterdes eine Puppe oder
eine Mangeldocke ins Kinderbett, damit die Ruhe nicht „ausgehbe“ (Kö.),
der Wechselbalg das Kind nicht vertausche (Gd.), dieser nicht eingelegt
werden kann (Kö.), alles „hinausgemangelt“ werde, also Adebar weg-
bleibe (A.). Dieses bezweckt auch das Einlegen eines Quirles, es soll
alles „hinausgequirlt“ werden (A.). Unter dem Taufläuten sollen junge
Frauen aus gleichem Grunde nicht die Straßen durchqueren (Gey.).
Der Täufling stirbt zeitig, wenn die Turmuhr während
der Taufhandlung oder ins Taufläuten schlägt (Cr., H. 302), dieses
nicht gut ausgeführt wird (Kl.), die Taufglocke nachschlägt (Nd.). ein
vor die Taufkutsche gespanntes Pferd über den Strang springt (He., Br.),
etwas daran zerbricht (Ehr.), das Kind während der Taufe schreit (Kl.,
Th., Ni. 326), während dieser ein Grab offen ist (v. 589). Weint das
Kind, so ist ihm eine trübe Zukunft bestimmt, „es hat immer viel zu
weinen“. Niest es, so fallen ihm reiche Geschenke zu (A. 316°). So
oft die Taufglocke anschlägt, so viele Jahre wird der Mensch alt (Gey.,
B.). Je länger die den Paten überreichten Rosenknospen frisch bleiben,
desto älter wird das Kind (Sch.). Langes Taufläuten macht das Kind
klug (Gey. 591). Stirbt es noch während der Schulzeit, so kleiden es
die Paten ein (Mau.). »
Als Tauftag wird auf dem Lande und von Armeren der Sonn-
tag bevorzugt, schon deshalb, damit am Abend die Taufsgesellschaft eine
öffentliche Tanzmusik besuchen kann. Außer dem Sonntag sind der
Dienstag und der Donnerstag beliebte Tauftage. Nur ungern läßt
man bei abnehmendem Monde, selten in der Karwoche taufen (589).
Früher erfolgte die Taufe in der Regel vor dem 9. Tage, jetzt läßt
man die Kinder verschieden lang liegen, in A. meist ein Vierteljahr
(vgl. M. 107). Ungetauft gestorbene Kinder kommen sicher in den
Himmel (v.).