– 67 —
„Unser Herrgott vergib dir deine Sünden,
Gehe hin in Gottes Namen!“
Nach dem Abendmahl sagt der Pate:
„Ich gratuliere Dir zur Seelenspeise!"
Die Patengeschenke bestehen meist aus Kleidungsstücken, Schmuck
und Geld. Oft kaufen die Paten ein Stück gemeinsam, so eine Uhr,
eine Kette u. a. — Durch einen Beschluß der Kgl. Amtshauptmannschaft
vom 8. April 1908 wurde den Neukonfirmierten der Besuch von Gast-
wirtschaften ohne Aufsicht Erwachsener in der Zeit vom Palmsonntag
bis mit 2. Osterfeiertag verboten unter Androhung einer Strafe bis zu
30 Mark für die Wirte und unter Hinweis über die in den letzten
Jahren geführten Klagen, „daß die Neukonfirmierten am Palmsonntag
und am Tage der ersten Kommunion vielfach ein Benehmen öffentlich
zeigen, das mit der ernsten Bedeutung dieser Tage nicht in Einklang
steht.“ Ehe die Neukonfirmierten zum Abendmahl gehen, kehrt man
das Haus von unten herauf bis zur Wohnung, aber nur vorwärts, nie
zurück. Der Kehricht wird sorgfältig ausgehoben, denn darin glaubt man
den Segen zu bewahren. Ist ein Jahr vergangen, so wirft man den
Kehricht weg und wiederholt den Brauch (W.).
Geburtstagsfeier. Wird das Kind ein Jahr alt, so läßt man
es wie bei der Entwöhnung nach den verschiedensten Dingen greifen.
Patenkinder erhalten nach neuerem, vielfach geübtem Brauche das
Jahresgeschenk, gewöhnlich einen silbernen Löffel, ein Eßbesteck, einen
Schmuckgegenstand, ein Kleidchen u. a. Bis zum vierzehnten Geburts-
tage brennt man außer dem Lebenslichte so viele Lichtchen an, als das
Kind Jahre zählt. Das in der Mitte stehende Lebenslicht muß, wenn
das Kind seinen nächsten Geburtstag erleben soll, zuletzt niederbrennen,
auch darf es aus gleichem Grunde nicht verlöschen, noch verlöscht werden
(A., B., W., H.). Wird es zerbrochen, so stirbt man (A.). In manchen
Familien werden Reste davon aufgehoben, sie bringen Glück (A.; vgl.
Seite 26). Die Lichter werden gewöhnlich auf einen Teller gestellt
oder auch in einen hölzernen Jahresring gesteckt. Unwetter am Geburts-
tage verkündet trübe Erfahrungen im neuen Lebensjahr (J.; vgl. Seite 38).
Anhang.
Wiegenliedchen.
Schlaf, Kindchen, schlaf!
Dei Vater is e Schaf,
Dei Mutter is ne Ziege,
Schlaf ruhig in der Wiege.
Schlaf, Kindchen, schlaf. (A.)
1) Vgl. hierzu F. M. Böhme, Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, Leipzig
1897; Maria Kühn, Kinderlieder, erschienen bei Langwiesche, Düsseldorf und Leipzig
(gute Fortsetzung zu den Literaturangaben Böhmes); Dähnhardt, Volkstümliches aus
dem Königr. Sachsen; Dunger, Kinderlieder und Kinderspiele aus dem Vogtlande;
Rochohz, Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel; Simrock, das deutsche Kinder-
buch, 3. Auflage 1879.