Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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„Es kommen zwei Ochsen uns zugelaufen, 
Die wollen nicht aus einem Brunnen saufen. 
Du wirst Deinen rupfen, ich werd'’ meinen raufen, — 
Am Ende müssen sie doch aus einem Brunnen saufen!" 
Sonst ist gewöhnlich im Hausflur außer einem Werkzeug= und 
einem Brotschranke (Almet,1) Kappl) wie auch verschiedenen an der Decke 
oder an der Wand hängenden landwirtschaftlichen Geräten noch das 
„Schaffelzeig“" (Kannen, Eimer, Fässer) untergebracht. Hausflur und 
Stuben werden im Winter mit Stroh belegt. Wir wenden unsrechts und 
treten durch die braun angestrichene und mit einem Guckloch versehene 
Tür in die geräumige Wohnstube ein, die ihre Belichtung durch zwei 
oder drei nach der Hof= und zwei nach der Giebelseite gelegene Fenster 
erhält, die durch Läden von außen geschlossen werden können und dann 
durch das Fenstergewände gesteckte Eisenstäbe festgehalten werden. Durch 
die Gewändeöffnungen blies der verliebte „Boß“ gern den Qualm seiner 
Tabakspfeife, um der „Mad“ seines Herzens das Zeichen zum Stell- 
dichein zu geben. Die durchschnittlich 2¼ m hohen Wände der Wohn- 
stube sind, wenn sie nicht aus Holzbohlen bestehen, weiß, gelblich oder 
grünlich gemalt und tragen die auf starken Unterzügen ruhende Holzdecke, 
die, wenn es nicht schon die Zeit tat, einst sonderbarer Weise schwarz 
gestrichen wurde. So angestrichene Decken haben sich noch vielfach er- 
halten, z. B. in U. N. Z. Pf. Das sonstige Holzwerk der Stube, wie 
Türen, Fenstergewände und Rahmen, Tische, Bänke, Stühle u. a. ist 
gewöhnlich braun angestrichen, früher auch blau. Der vordere Teil des 
Fußbodens, oft auch nur der Raum um den Ofen herum — früher auch 
die ganze Stube — ist mit Steinplatten belegt, die, wie der hintere 
gedielte Raum nach der Tür zu fallen, so daß das bei der Reinigung 
mit dem Besen verwendete Wasser durch ein in der Vorderwand der 
Stube angebrachtes Loch nach dem Hausflur abfließen kann, dessen 
Boden wiederum nach der Haustür geneigt ist und so den Abfluß ins 
Freie leitet. v · 
Rechts in der Ecke, entlang der Hofseite, steht der rechteckige und 
oft für zwölf Mann eingerichtete Eßtisch, dessen Beine durch Querleisten 
diagonal miteinander verbunden sind, um die herum ein senkrecht stehendes 
Brett, die Hitsche, läuft. Die aus Birn= oder Pflaumbaumholz gefertigte 
Tischplatte zeigt in ihrer Mitte den eingelegten Namen des Besitzers. 
In dem langen und tiefen hängenden Tischkasten befinden sich zuweilen 
Messer und Gabeln, das „Salzirl“ und, wenn der hintere Teil durch 
ein Schied abgetrennt ist, auch die Schreibutensilien, der Kalender und 
die Bibel, welche beiden Bücher aber auch in einem Wandschränkchen 
oder auf dem über der Tür angebrachten „Kuppchen“ aufgehoben wurden 
und werden. Uber dem Tische an der Vorderwand hängt das Topfbrett, 
oder es steht daneben ein Geschirrschrank, dessen verschließbarer Unter- 
teil ein Regal trägt. Hinter dem Tische zieht sich eine feststehende Bank 
1) Almet = Almer, lat. almarium, armarium, frz. armoire. In ganz verdunkelter 
Aussprache Ulme (Wo. Mau. Di.).
	        
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