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bringen Unglück (A., Ar.). Hat ein Paar bei abnehmendem Monde
gefreit, so stellt man oft alles Unglück als eine Folge der gewählten
Zeit hin (v.).
Mit dem Aberglauben am Hochzeitstage geht Hand in Hand
deutscher Natursinn. Genau achtet man auf die Witterung an diesem
Tage: sie verkündet dem jungen Paar, wie es einst in der Ehe aussehen
wird. Wie das Wetter, so die Ehe, trüb oder heiter. Sonnenschein
und wolkenloser Himmel künden heitere Tage an (Gru., N.). Schnee
gibt viel zu lachen und Reichtum (W.), Gewitter bringt Unglück (Wo.,
H., Ri., Mtt. 5637*). Sturm verheißt Unglück, Unfrieden in der Ehe
(H., Gey.) 265.), reichen Kindersegen (A.) oder auch Armut, wohl in-
folge des ersteren. Wind und Nebel deuten auf ein mühseliges Leben,
ehelichen Unfrieden und Krankheit hin (A., W. 265.), trübes Wetter auf
trüben Ehestand (S.). Ebenfalls als Unglücksbote gilt mancherorten
der Regen, er bringt der Frau körperliche Mißhandlungen, beiden Kummer
und Herzeleid; denn „viel Regen, viel Tränen“ (A., Sch., B. 266),
während er wiederum auch Glück, namentlich Reichtum voraussagt. „In
Brautkranz Regen, bringt Glück und Segen.“ „Regen in den Braut-
kranz ist blinkend Gold“ (J., A., Gru., Zw., Mau. 563). Zudem heißt
es: „Dem Gerechten regnets am Ehrentag,
Dem Ungerechten am Sterbetag“ (B.).
Frommem Brauche nach geht man kurz vor der Hochzeit zum h.
Abendmahl) (v.)
Der Zug in die Kirche. Der Zug in die Kirche ist fast überall
zu einer Fahrt feststehender Ordnung geworden. Früher fuhr man
selten. Sorgsam wurden die Stufen gezählt, die das Paar zu steigen
hatte, wobei das Einsteigen in die Kutsche als erste Stufe galt. Eine
ungerade Zahl brachte Unglück in die Ehe (Ehr.). Den Zug eröffneten bei
größeren Hochzeiten Musikanten, die schon am frühesten Morgen der
Braut, dann dem Bräutigam ein Ständchen gebracht und jeden Hoch-
zeitsgast mit Musik begrüßt hatten (M., Ge.). Ihnen folgte in einem
Leiter-, Heu= oder Planwagen das Brautpaar, neben dem die Paten
oder auch die Brautführer mit den Brautgespielen saßen. Auf den Heu-
oder Leiterwagen wurde gewöhnlich ein Korbwagen gestellt, oder es wurden
zum Sitzen Getreidegarben darauf gelegt, die mit Decken überhängt
wurden. Wagen und Pferde wurden festlich geschmückt. Mächtige
Getreidebüschel prangten an den vier Ecken des Wagens, Lindenzweige,
Girlanden oder angehängte Kränze umzogen ihn (Gro., M., Ge., Mau.).
Gleichen Schmuck trugen auch die Pferde, denen man außerdem, wie
auch heute noch, Mähnen und Schweife mit roten Bändern durchflochten
hatte. Mit Blumen werden auch heute noch die Pferde geschmückt, in
Mau. tragen sie Kränze auf den Köpfen. Der Fuhrmann des Braut-
wagens, der in der Regel auf dem Handpferde ritt, trug, wie jetzt noch
in manchen Dörfern, ein über den Rücken fallendes, am Rockkragen be-
festigtes rot englisches Tuch. Peitsche und Hut schmückt er sich mit
Schleifen. Dem Brautwagen folgten die übrigen Geladenen zu Fuß
oder in Wagen. Besteigt die Braut zuerst die Kutsche, so kommt sie