1546.
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In diesem Bestreben sah er sich durch den Ernesiiner, Kurfürst
Johann Friedrich den Großmütigen (1532—5.1), eher gehemmt
als gefördert. Dieser begann nämlich, nachdem er schon im Stift
Naumburg die Reformation durchgesetzt hatte, eigenmächtig auch das
unter gemeinsamer Schutzherrschaft stehende Stift Meißen (s. 8 30).
zu reformieren und besetzte daher 1542 das Amt Wurzen. Mit
Mühe vermittelte Philipp von Hessen, Moritzens Schwiegervater,
einen Ausgleich in diesem sog. „Fladenkrieg“. Moritz aber, gereizt
und ohne Vertrauen in die schwersällige und unsichere Leitung des
Schmalkaldischen Bundes, trat ans diesem aus. Trotzdem strebte er,
sich mit Johann Friedrich über die Besitzergreifung der großen Stifter
Magdeburg und Halberstadt zu verständigen. Erst als dies mißlang,
begann er sich dem Kaiser zuzuwenden.
§ 45. Inzwischen hatte nämlich Karl V. seine Kriege mit den
Türken und Franzosen beendet (1544 und 1545), und Papst Paul III.
war zur Berufung des Konzils von Trident bewogen worden (1545).
Die Weigerung der Protestanten, es zu beschicken, bot die letzte Ver-
anlassung zum Schmalkadischen Kriege 1546/7, den Luther nicht
mehr erlebte (I 18. Februar 1546 in Eisleben). Während darüber
noch die letzten Verhandlungen in Regensburg gepflogen wurden, erhielt
Moritz vom Kaiser die Zusicherung der Schirmherrschaft über Magde-
burg und Halberstadt, wenn er selbst die Acht gegen Johann Friedrich
vollstrecke. Doch verhielt er sich unthätig, als die Schmalkaldner
dem viel schwächeren kaiserlichen Heer an der oberen Donau erst bei
Ingolstadt, dann bei Ulm gegenüberstanden, ohne etwas Ernstes zu
wagen. Erst nachdem ihm König Ferdinand auch die Kurwürde und
die Lande Johann Friedrichs aufs bestimmteste zugesagt hatte, brach
er Ende Oktober 1546 überraschend in Kursachsen ein. Unterstützt
von böhmischen Truppen besetzte er in wenigen Wochen das ganze
Land mit Ausnahme von Wittenberg, Gotha u. a. Anf diese Nach-
richt hin löste sich das Schmalkaldische Heer auf, und die süddeutschen
Protestanten unterwarfen sich dem Kaiser ohne Gegenwehr. Allein
der erbitterte Kurfürst, mit 20 000 Mann eilig heranziehend, bemächtigte
sich nicht nur seines eigenes Landes sofort wieder, sondern besegzzte
auch das streitige Stift Magdeburg und rückte in das albertinische
Sachsen ein. Statt nun die Gunst der Lage zu benützen, ließ er sich
. erst durch die tapfere Verteidigung Leipzigs im Januar 1547, dann
durch die Winterkälte aushalten, schlug im März zwar den Mark-
grafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach bei Rochlitz, verzetielte
aber seine Streitkräfte durch Entsendungen nach dem Erzgebirge und
überschritt endlich bei Meißen die Elbe. Trotzdem war Moritz in
solche Bedrängnis geraten, daß er nach Böhmen zurückwich und die
Hilse des Kaisers aurief. In Eger vereinigte sich dieser mit Moritz
und König Ferdinand und ging dann in Eilmärschen gegen die mittlere
Elbe vor. Hier ließ sich der ahnungslose Kurfürst am 24. April 1547
(Sonntag Misericordine) in seinem Lager bei Mühlberg überraschen;