Full text: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen.

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heime Kabinett führte die Verwaltung wesentlich ohne sie. Nament- 
lich wurden bestehende Steuern auch ohne Bewilligung des Land- 
tags erhöht, neue Einnahmequellen eröffnet (Generalaccis## nach 
preußischem Muster 1705, Landeslotterie 1713), und wertvolle Be- 
sitzungen, Hoheitsrechte und Ansprüche an auswärtige Fürsten ver- 
äußert, so das Anrecht auf das 1689 erledigte Sachsen-Lauenburg 
(s.§24) an Hannover, das Amt Petersberg bei Halle sowie das 
Schutzrecht über Quedlinburg und Nordhausen (s. §§ 20, 29) an 
Preußen. Das Heer, meist aus geworbenen Inländern bestehend, 
wurde auf etwa 30000 Mann gebracht und glänzend ausgerüstet, 
für die Ausbildung der Osfiziere durch die Errichtung des Kadetten- 
hauses 1725 gesorgt, dagegen das unbrauchbare Defensionswesen auf- 
gehoben. Auch für die Landeswohlfahrt geschah manches. Für 
Besserung der Rechtspflege waren eine neue Prozeßordnung und 
der Codex Augusteus (1724) bestimmt. Den Handel förderte die 
Postordnung von 1713 (die Meilensteine), ein Handelsvertrag mit 
Preußen 1728 und der Verkehr mit Polen. Einen neuen wichtigen 
Industriezweig schuf die Erfindung des Porzellans durch Joh. 
Friedr. Böttcher (1709 Porzellanfabrik auf der Albrechtsburg in 
Meißen). 
§ 78. Alles aber sollte sich nach dem Vorbilde Ludwigs XIV. 
um den Hof gruppieren. Der Persönlichkeit Friedrich Augusts ent- 
sprechend wurde der Dresdner Hof der glänzendste und geschmack- 
vollste, aber auch der verschwenderischeste und sittenloseste nächst dem 
französischen. Das ganze Leben löste sich in eine kaum unterbrochne 
Reihe prunkvoller Festlichkeiten auf. Um für diese würdige Schau- 
plätze zu schaffen, verwandelte Friedrich August mit Hilse genialer 
Künstler (Pöppelmann) durch großartige Bauten im Rokoko= und 
Barockstil Dresden in eine der schönsten Städte Europas (Aufbau des 
1685 abgebrannten Alten-Dresden als Dresden-Neustadt, das Ja- 
panische Palais, das Blockhaus, die Augustusbrücke, der Zwinger, 
zahlreiche Adelspaläste, daneben die mächtige Frauenkirche Georg 
Bährs; die Friedrichstadt) und errichtete eine Anzahl prächtiger Land- 
sitze (Pillnitz, Groß-Sedlitz, Moritzburg). Dem Prunke des Hofes 
dienten zunächst auch die reichen Kunstsammlungen, zu denen 
Friedrich August den Grund legte (das Museum Augusteum, die Ge- 
mäldegalerie, das Grüne Gewölbe, die Porzellansammlung). Auch 
wurde 1705 die Malerakademie gegründet. 
§ 79. Nach dem Tode Augusts des Starken am 1. Februar 1733 
in Warschau (beigesetzt in Krakau) fiel der Kurhut an Friedrich 
August II. (1733—68), den einzigen legitimen Sohn aus der Ehe 
mit der frommen Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bahreuth, 
die 1727 in selbstgewählter Einsamkeit auf Schloß Pretzsch bei 
Wittenberg gestorben war. Noch in demselben Jahre wurde der 
Kurfürst von einer Partei zum König von Polen gewählt, konnte 
aber diesen Anspruch nur mit Hilfe Österreichs und Rußlands im
	        
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