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polnischen Successionskriege (1733—35) durchsetzen, der Sachsen
weiter nicht berührte. Geboren 1696, nicht unbegabt, namentlich
kunstsinnig, aber phlegmatisch und ohne Neigung für Geschäfte, machte
er der anstößigen Maitressenwirtschaft seines Vorgängers sofort ein
Ende. Aber allzu vertrauensselig überließ er die unumschränkte
Leitung der Regierung seinem unheilvollen Günstling, dem Grafen
Heinrich von Brühl (geb. 1700, 1733 Kammerdirektor, dann
Kabinettsminister und Minister des Auswärtigen, 1746 Premier=
minister). Dieser benützte seine Stellung lediglich dazu, um seiner
Genußliebe und Herrschsucht zu fröhnen, befriedigte daher geschmeidig
jede Neigung des Kurfürsten und wußte von ihm jeden anderen
Einfluß fernzuhalten.
§ 80. Allerdings behauptete das Kulturleben Sachsens
seinen hohen Rang. Friedrich August begünstigte vor allem die
italienische Kunst, pflegte daher die italienische Oper (Joh. Adolf
Hasse), vermehrte die Gemäldegalerie um ihre wertvollsten Stücke
(Rafaels Sixtinische Madonna), beschäftigte italienische Bildhauer
(die Neptunsgrotte im Marcolinischen Garten) und errichtete die
prächtige Hofkirche durch Gaetano Chiaveri. So wurde Dresden
das deutsche Florenz (Herder). Dagegen war Leipzig der
Mittelpunkt des litterarischen, musikalischen und wissenschaftlichen
Lebens in ganz Norddeutschland (Gottscheds Reformbestrebungen für
das deutsche Drama, Karoline Neuber; die Leipziger Dichterschule,
unter ihr Gellert und Rabener, Lessing; der große Meister des
Kirchengesanges Joh. Seb. Bach; die Philologen J. A. Ernesti und
J. J. Reiske, der Archäolog J. Christ). Eigenartiges religiöses
Leben entfaltete sich besonders in der stillen Genossenschaft der
Herruhnter, einem Zweige der böhmisch-mährischen Brüder (Graf
Ludwig von Zinzendorf, k 1760, Herruhnt gegründet 1722).
8§3§81. Bald aber wurde Sachsen in den Kampf zwischen
Österreich und Preußen verwickelt, der das Schicksal Deutschlands
in neue Bahnen lenkte. Den Anstoß dazu gaben die Ansprüche
Friedrichs II. auf einen Teil Schlesiens und das Aussterben des
Habsburgischen Mannesstammes mit Kaiser Karl VI. 1740 (die
„pragmatische Sanktion“ 1713). Im ersten schlesischen Kriege
(1740 bis 1742) und im Beginne des österreichischen Erbfolge-
krieges (1741 —48) stand Sachsen auf der Seite Preußens und
Bayerns, um den Anspruch Karl Alberts von Bayern auf
habsburgische Länder gegen Maria Theresia zu unterstützen
und die Rechte der Kurfürstin Maria Josepha, der Tochter
Kaiser Josephs I. (K 1711), zu wahren (Karl Albert König von
Böhmen 1741 und deutscher Kaiser 1742). Die Sachsen fochten
daher mit in Böhmen und Mähren (Erstürmung von Prag, Be-
lagerung von Brünn). Erst im Frieden von Breslau 1742 gab 1712.
Sachsen seine Ansprüche auf und erkannte die pragmatische Sanktion an.
Allein die Erwerbung Schlesiens hob Preußen weit über das ihm