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§ 83. Ehe noch die Rüstungen der Verbündeten vollendet waren,
beschloß Friedrich der Große, dem Angriffe des ihm weit überlegenen
furchtbaren Kriegsbundes durch einen raschen Stoß auf Osterreich
zuvorzukommen. Der preußische Einmarsch in Sachsen am
28. August 1756 eröffnete den siebenjährigen Krieg (1756—63).
Dresden wurde schon am 9. September mit ungeheuren Vorräten über-
geben, die geheimen Papiere der Königin weggenommen, das kleine
sächsische Heer in seinem Lager bei Pirna unter dem Schutze des
Königsteins, wohin sich der Kurfürst mit Brühl zurückgezogen hatte,
eingeschlossen. Den Versuch der Osterreicher, Hilfe zu bringen, ver-
eitelte Friedrichs Sieg bei Lobositz am 1. Oktober; als sie dann auf
dem rechten Elbuser bis gegen Schandau hin vordrangen, waren die
Sachsen durch Hunger und Entbehrungen bereits erschöpft und mußten
nach einem vergeblichen Versuche, sich über die Elbe zu den Österreichern
durchzuschlagen, auf der Ebenheit unter dem Lilienstein am 16. Oktober
die Waffen strecken. Die Soldaten wurden dann gegen den Vertrag ins
preußische Heer eingereiht, gingen aber nachmals fast alle über. Der
Kurfürst ging nach Warschau und blieb dort während des ganzen
Krieges, während die Kurfürstin (1 1757) und das kurprinzliche Paar
in Dresden aushielten; der Königstein wurde für neutral erklärt, das
Land unter preußische Verwaltung gestellt, um fortan einen Haupt-
stützpunkt Friedrichs zu bilden.
8§ 84. Aber der zähe Widerstand des kleinen sächsischen Heeres
hatte Friedrichs ursprünglichen Plan vereitelt, und zu Anfang des
Jahres 1757 schloß sich das große Angriffsbündnis zwischen
Osterreich, Rußland, Frankreich, Schweden und dem Deutschen
Reiche zur Vernichtung Preußens. Indem Friedrich II. im Bunde
mit England, Hannover, Hessen, Braunschweig u. a. m. den ungleichen
Kampf aufnahm, focht er zugleich um die Zukunst Deutschlands.
Sachsen spielte fast nur eine leidende Rolle. Nur versprengte
Truppenteile fochten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen in fremdem
Solde. Am 18. Juni 1757 entschieden vier sächsische Reiterregimenter
die Schlacht bei Kolin gegen Friedrich, der dadurch in eine fast
hoffnungslose Verteidigung zurückgeworfen wurde. Bei ihrem Vor-
dringen nach Sachsen äscherten die Osterreicher das von den Preußen
schwach besetzte gewerbfleißige Zittau durch eine zwecklose Beschießung
fast gänzlich ein. Aber Friedrichs Sieg bei Roßbach über die Franzosen
und Reichstruppen am 5. November 1757 sicherte ihm den Besitz
Sachsens, das er auch 1758 trotz seiner furchtbaren Niederlage bei 17
Hochkirch am 15. Oktober behauptete. Erst 1759, nach der Schlacht
bei Kunersdorf, übergab auf seinen Befehl General von Schmettan
Dresden am 5. September an die Reichstruppen, und der Versuch
der Preußen es wiederzunehmen, endete mit der Kapitulation des
Generals Finck bei Maxen am 21. November, so daß die Osterreicher
zum ersten Male Winterquartier in Sachsen bezogen. Um Dresden
wiederzunehmen, richtete Friedrich 1760 eine furchtbare Beschießung 1760