1762.
1763.
— 44 —
gegen die Stadt, die 416 Häuser und 5 Kirchen, darunter die Kreuz-
lirche, zerstörte, mußte aber am 30. Juli ohne Ergebnis abziehen
und konnte sogar nicht verhindern, daß österreichische, sächsische und
russische Truppen Berlin besetzten und Charlottenburg verwüsteten.
Dafür befahl er die Ausplünderung des kursächsischen Jagdschlosses
Hubertusburg. Aber den größten Teil Sachsens gewann er durch den
schweren Sieg bei Torgan am 3. November zurück. Dabei litt das
Land entsetzlich durch Kontributionen, Münzverschlechterung (die
„Ephraimiten“) und Zwangsaushebungen. Erst 1762 endete der
Krieg um Sachsen nach dem Siege des Prinzen Heinrich von Preußen
bei Freiberg am 15. Oktober mit dem Wasffenstillstande vom
24. November. Denn der Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland
5. Januar, der französisch-englische Vorfriede von Fontainebleau
vom 3. November 1762 hatten die Koalition bereits aufgelöst. So
kam durch die besonderen Bemühungen des Kurprinzen Friedrich
Christian am 15. Februar 1763 der Friede von Hubertus-
burg. zwischen Osterreich, Preußen und Sachsen zu stande, der den
Besitzstand vor dem Kriege wiederherstellte. Damit war die Groß-
machtstellung Preußens unwiderruflich befestigt, der Dualis=
mus zwischen Preußen und Österreich zur bestimmenden Macht
im deutschen Staatsleben geworden, Sachsens Geltung dauernd
herabgedrückt. Die schweren Verluste an Menschenzahl (etwa
90000) und Vermögen (100 Millionen Thaler) glichen sich dagegen
rasch wieder aus.
6. Die Friedeuszeit. Friedrich Christian. Kurfürst Friedrich
Auguft III. der Gerechte.
1763—1866.
8 85. Der Tod Friedrich Augusts II. am 5. Oktober 1763 zerriß
die unheilvolle Verbindung Sachsens mit Polen. Sein Nachfolger,
der treffliche Friedrich Chriftian (geb. 1722), entließ sofort Brühl,
der kurz darauf starb, ordnete die Untersuchung seiner Verwaltung
und die Beschlagnahme seines Vermögens an, setzte das Geheime Konsil
wieder in seine Rechte ein und berief wackere Männer an die Spitze
der Geschäfte. Mit Hilfe der Stände wurde die Tilgung der Landes-
schulden (30 Millionen Thaler) nach festem Plane begonnen, der Auf-
wand für Heer und Hofstaat herabgesetzt. Nach außen bahnte der
Kurfürst, die gefallene Entscheidung unumwunden anerkennend, ein
freundliches Verhältnis zu Preußen an.
§ 86. Nach seinem frühen Tode (# 17. Dezember 1763 an den
schwarzen Pocken) folgte ihm sein unmündiger Sohn Friedrich
August III. (1763—1827, geb. 23. Dezember 1750) zunächst unter der
Vormundschaft des „Administrators" Prinzen Xaver (geb. 1730).
Dessen Hauptthätigkeit galt der Herstellung und Verstärkung des
Heeres nach preußischem Muster (6200 Reiter, 21000 Mann