Full text: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen.

I. Das Mittelalter. 
Von den ältesten Zeiten bis zur Leipziger Teilung 1485. 
1. Die Begründung der deutschen Herrschaft und Kultur 
bis 1089. 
§ 1. Im gegenwärtigen Königreich Sachsen wohnten während 
der germanischen Urzeit die Hermunduren (d. i. die großen, die 
mächtigen Duren), deren Gebiet im Westen noch Thüringen umfaßte. 
Im Laufe des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurde jener alte Name durch die 
neue Form Thüringer (d. h. die Nachkommen der Duren, vgl. Mero- 
winger, Karolinger) ersetzt. Zu dieser Zeit bildeten die Thüringer 
ein mächtiges Reich, das im Norden bis an den Harz, im Süden 
bis an die obere Donau reichte. Allein im Jahre 531 erlagen sie 
unter ihrem König Hermanfried in der sagenberühmten Schlacht 
an der Unstrut (Burgscheidungen) den verbündeten Franken und 
Sachsen. Ihr Reich zerfiel. Den nördlichsten Teil nahmen die Sachsen 
in Besitz, im südlichen Teile am Main ließen sich fränkische Ansiedler 
nieder. Nur dem mittleren Teile nördlich des Thüringer Waldes 
(der Renustieg) blieb der Name und eine gewisse innere Selbständigkeit 
unter der Oberhoheit des fränkischen Reichs. 
§ 2. Den ganzen wohl nur dünnbevölkerten Osten des Landes 
jenseits der Saale besetzten die längst im Vordringen begriffenen 
Sorben vom Stamme der Slawen (Wenden). Doch mieden sie 
das mit unermeßlichem Urwald bedeckte Gebirge und beschränkten sich 
auf das offene Flachland. Hier ließen sie sich geschlechterweise in 
kleinen Dörfern nieder (Rundling oder Gassendorf), die entweder nach 
der Beschaffenheit des Ortes (Leipzig von lipa, Linde, Olsnitz von 
olsa, Erle, Zittau von kito, Getreide) oder nach dem Namen des 
Geschlechtsoberhauptes (Bobrovice, die Leute des Bobr, jetzt Bobritzsch) 
bezeichnet wurden. Sie trieben nur oberflächlichen Ackerbau mit ihrem 
Hakenpflug, überwiegend Viehzucht, Jagd und Fischfang; uralt ist auch 
ihre Leinweberei. Mit den deutschen Nachbarn und dem arabisch- 
byzantinischen Morgenlande unterhielten sie einen gewissen Verkehr, 
wie Münzfunde beweisen. Jeder kleine Stamm, die Dalaminzier um 
Lommatzsch, die Milzener um Bautzen u. a. m. lebte für sich unter 
einem Fürsten, besaß eine Hauptburg (grad, hrad) und zerfiel in 
kleinere Burgbezirke mit einem „Burgwart“ als Mittelpunkt (vl. 
mehrere der sog. „Heidenschanzen“ in der Oberlausitz). Als Götter 
verehrten die Slawen die Naturgewalten, so die Dreiheit (Triglaw) 
Raemmel, Grundzũge der Sächsiichen Geschichte. 
531.
	        
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