Full text: Sächsische Geschichte.

Die Begründung der Wettinischen Macht. 37 
Das geistige Leben stand fast ausschließlich unter der 
Herrschaft der Kirche. Drei Bistümer und eine Reihe von 
Kollegiatkirchen (in Wurzen, Großenhain, Bautzen) bildeten 
die Spitzen der kirchlichen Organisation, und zu den zahl- 
reichen Klöstern auf dem platten Lande kamen seit den ersten 
Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts in fast jeder bedeuten- 
deren Stadt die Klöster der Dominikaner und Franziskaner 
für Predigt und Seelsorge. Dazu traten die Nitterorden, 
im Vogtlande die Deutschherren (seit 1217), in der südlichen 
Ober-Lausitz die Johanniter. Auch der gesamte Unterricht 
stand unter kirchlicher Leitung, die in jedem bischöflichen 
Sprengel ein Domherr, der Scholasticus, übte. Neben den 
für die Bevölkerung bestimmten, freilich spärlichen und dürf- 
tigen Pfarrschulen hatten auch die Klöster ihre zunächst für 
künftige Geistliche bestimmten Schulen, die sich später in 
den Städten auch den Bürgerskindern öffneten, wie St. Afra 
in Meißen, das Augustinerchorherrenstift zu St. Thomä in 
Leipzig u. a. m. Auch die noch sehr schwache literarische 
Tätigkeit knüpfte sich an die Kirche. Bischof Thietmar von 
Merseburg (1009—1019), ein Zeitgenosse König Hein- 
richs II., gab in seiner Chronik die älteste Geschichte der 
nachmals wettinischen Lande, die Klöster auf dem Lauter- 
berge, von Pegau und Alt-Zelle in ihren Annalen wertvolle 
Geschichtsquellen für die spätere Zeit. Ebenso pflegte fast 
nur die Kirche die bildende Kunst in Bauten romanischen 
Stils, wie die Dome von Naumburg und Merseburg, die 
Freiberger Marienkirche (Dom) mit ihrer figurenreichen 
Goldnen Pforte, einer Verherrlichung der Jungfrau Maria, 
die Klosterkirchen auf dem Petersberge, in Zschillen (Wechsel- 
burg) und Dobrilugk, die Nikolaikirche in Dippoldiswalde; 
den ersten bedeutenderen gotischen Bau begann Bischof 
Withego l. von Meißen (1 1293) mit dem dortigen Dom. 
Dagegen waren die Burgen der Landesherren und ihrer
	        
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