Die ersten Wettinischen Kurfürsten. 63
Werkheiligkeit, durch ihre zahlreichen, oft auf die Befriedigung
der Phantasie und der Schaulust berechneten Feste, durch
die frommen Bruderschaften zum Dienste eines Heiligen, zu
denen auch die Zünfte gehörten, durch die Wallfahrten nach
einheimischen Gnadenörtern, wie das Grab des heiligen
Benno in Meißen, oder nach Rom, oder nach dem Heiligen
Lande, wohin z. B. 1461 Landgraf Wilhelm III., 1476
Herzog Albrecht der Beherzte, 1465 und 14760 der reiche
Georg Emmerich von Görlitz zog, endlich durch die Kranken-
und Armenpflege in ihren Hospitälern und Klöstern, deren
es in den wettinischen Ländern etwa hundert gab. Alle
diese Veranstaltungen forderten immer wieder zu frommen
Stiftungen auf, aus denen sie ja auch hervorgegangen waren.
Auch das Unterrichtswesen hielt sich noch im engen Zu-
sammenhange mit der Kirche. Selbst die „Stadtschulen“,
die seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts auch in diesen
Ländern für das erstarkende Bürgertum unter dem Patro-
nate des Rates entstanden (in Dresden und Zittau schon
um 1300, in Zwickau vor 1372, in Leipzig 1395 bezw.
1512, in Torgau vor 1480), sollten nur dem örtlichen
Mangel an geistlichen Anstalten abhelfen und lehrten nichts
anderes und nicht anders als diese, wie denn auch die
Lehrer, der „Schulmeister“ (Rektor) mit einem oder mehreren
„Hilfslehreren“ (locati), meist mit im Kirchendienst beschäftigt
und zum geistlichen Stande gezählt wurden. Erst die Uni-
versitäten, für die wettinischen Lande also die Universität
Leipzig, die Friedrich der Streitbare 1409 mit den von der
tschechisierten Prager Hochschule verdrängten deutschen Pro-
fessoren und Studenten gründete und mit deren Verfassung
ausstattete (vier Fakultäten unter Dekanen, die vier „Na-
tionen“ der Meißner, Sachsen, Bayern und Polen, zwei
Kollegien, alles unter dem halbjährlich wechselnden Rektor
und exemter Gerichtsbarkeit), stellten die Wissenschaft als
1109