Full text: Sächsische Geschichte.

Die Gründung der sächsischen Landeskirche. 67 
Doch bei dem Widerstreben des Kaisers Maximilian I. 
(1493— 1519) kam sie über wenige gemeinsame Insti- 
tutionen (Landfriedensordnung, Kreiseinteilung, Reichs- 
kammergericht neben dem alten Königsgericht, Matrikel) 
nicht hinaus, und auch für die Reform der Kirche geschah, 
weil eine wirkliche Zentralgewalt fehlte, trotz der klaren Er- 
kenntnis ihrer schweren Mängel, gar nichts. 
Als nun von der erst 1502 gestifteten Universität 
Wittenberg aus Martin Luther, dessen Entwicklung nie- 
mals unter sächsisch-meißnischen, sondern unter thüringisch- 
erfurtischen Einflüssen gestanden hatte, 1517 den Kampf 
gegen den Ablaß in akademischen, nicht in volkstümlichen 
Formen begann, da hielt sich Friedrich, obwohl streng kirch- 
lich und sogar reliquiengläubig (Allerheiligenstift in Witten- 
berg), vorsichtig zurück, weil er die Volksausbeutung durch 
den Ablaß mißbilligte und in geistlichen Dingen keine Ge- 
waltanwendung wollte; er vermittelte nur die Vernehmung 
Luthers auf deutschem Boden in Augsburg Oktober 1518 
durch den Kardinal Thomas de Vio (Cajetanus). Auch die 
Disputation von Leipzig im Juni und Juli 1519, die 
Luthers innerliche Lösung von der alten Kirche entschied 
und zuerst das Interesse für seine Sache in weitere Kreise, 
zunächst unter die reformfreundlichen Humanisten und Reichs- 
ritter, trug, änderte die zuwartende Haltung des Kurfürsten 
nicht; aber indem sie den Herzog Georg, der sie selbst 
zunächst gefördert hatte, zum entschiedenen Gegner Luthers 
machte, gingen auch auf kirchlichem Gebiete die Wege der 
beiden wettinischen Linien für zwei Jahrzehnte weit aus- 
einander. Dieselbe Zurückhaltung wurde freilich nicht nur 
für die religiöse Bewegung, sondern auch für die ganze 
nationale Zukunft verhängnisvoll, als Friedrich die ihm an- 
gebotene Kaiserkrone kühl ablehnte und dafür die Wahl 
Karls V. von Spanien, des Erben und Enkels Maximilians I., 
57 
1517 
518 
1519
	        
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