Full text: Sächsische Geschichte.

Verlust der Vormachtstellung. 89 
freilich mit geringem Erfolge, von der Bedrückung der Luthe— 
raner in ihren Erblanden abzuhalten, während die Kurpfalz 
den Schutz der protestantischen Interessen ohne weitere 
Rücksicht auf den Reichsfrieden verfolgte und endlich 1608, 
gestützt auf Frankreich, mit einigen süddeutschen Reichs— 
ständen die Union von Ahausen schloß, der freilich Herzog 
Maximilian von Bayern schon 1609 die katholische Liga 
entgegenstellte. Die Spaltung der protestantischen Reichs- 
stände wurde vollendet, als der Ausbruch des Erbfolgestreits 
um Jülich-Cleve-Berg 1609 Kursachsen, das seine Ansprüche 
auf eine kaiserliche Anwartschaft von 1483 gründete, auch 
mit Kurbrandenburg verfeindete, und Kurfürst Johann Sigis- 
mund, um sich die Hilfe der Union und der Niederlande 
zu sichern, 1613 zum Calvinismus übertrat. So starb 
Christian II. am 23. Juni 1611 noch sehr jung (geb. 1583) 
unter den trübsten Aussichten für Sachsen und das Reich. 
Verlust der Vormachtstellung und Vollendung des 
ständisch-konfessionellen Staats 1611—1694. 
Unter Johann Georg I. (1611—56), dem jüngern 
Bruder Christians II. Geb. 1585), veranlaßte die immer 
bedrohlicher werdende Lage 1613 die Neuordnung des sog. 
Defensionswesens auf Grund der Wehrpflicht des Lehns- 
adels, der Amter und der Städte (1592 schwere Reiter in 
2 Regimentern, 9360 „Defensioner“ zu Fuß, 1500 Schanz- 
gräber, 17 Geschütze); doch war der militärische Wert dieses 
wenig geschulten Aufgebots gegenüber den zwar heimatlosen, 
aber kriegstüchtigen Söldnerheeren dieser Zeit gering. Im 
Reiche hielt Johann Georg an dem engen Verhältnis zu 
den Habsburgern fest. Er trat deshalb 1612 für die Wahl 
des Kaisers Matthias ein und gab im August 1619 die 
Entscheidung für die bedingungslose Wahl Ferdinands II., 
als der böhmische Adel mit dem Aufstande vom Mai 1618 
1608 
1609 
1611 
1611 
bis 
1656 
1613 
1619 
1618
	        
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