Full text: Sächsische Geschichte.

Verlust der Vormachtstellung. 97 
postmeister ernannt, 1693 die Oberpostdirektion in Leipzig 
eröffnet, das ganze Institut aber verpachtet. Wichtiger noch 
war die Bildung eines stehenden Heeres geworbener Truppen 
1682 unter Johann Georg III., wozu die Stände die Kosten 
bewilligten, nachdem das alte Defensionswesen und die 
Anwerbung auf Zeit ihre völlige Unbrauchbarkeit erwiesen 
hatten. 
Indem Kursachsen zwar hierin der Zeitströmung, die 
überall auf straffe Zusammenfassung der staatlichen Kräfte 
in der Hand des absoluten Monarchen ausging, folgte, aber 
sonst in altständischen Formen verharrte, geriet es in Nach- 
teil gegenüber Brandenburg, das, 1648 erheblich vergrößert 
und durch die Erwerbung von Magdeburg 1680 in ge- 
sicherte Verbindung mit dem deutschen Westen gesetzt, sich 
unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640 bis 
1688) zu fester monarchischer Staatseinheit und militärisch- 
finanzieller Schlagfertigkeit entwickelte. Da Sachsen außer- 
dem als Binnenland an den großen deutschen Aufgaben der 
Zeit, den Kämpfen gegen Franzosen und Türken, Schweden 
und Polen nur als Reichsstand teilnehmen konnte, so fehlte 
hier der Anstoß zu einer selbständigen Politik großen Stils. 
Johann Georg II. (1656—80) beförderte zunächst, 
den Traditionen kursächsischer Politik gemäß, die Kaiserwahl 
Leopolds I. (1658— 1705) und unterstützte ihn im Kampfe 
gegen die Türken (Sieg bei St. Gotthard an der obern 
1693 
1682 
1656 
bis 
1680 
Raab 1. August 1664). Sonst aber schloß er sich der fürst-3.1664 
lichen Opposition gegen das Haus Habsburg an, die im 
Rheinbunde von 1658 ihre Organisation, in Frankreich ihre 
Stütze fand, ließ es deshalb zu, daß rheinbündisch-französische 
Truppen 1664 das widerspenstige Erfurt seinem Landes- 
herrn, dem Kurfürsten Johann Philipp von Mainz, unter- 
warfen, und verzichtete 1667 sogar auf sein altes Schutzrecht 
über die Stadt. Erst als Frankreich sich durch die Er- 
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1667
	        
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