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Die Missionare in Ho wünschen auch die Mit-
arbeit von Diakonissen und haben dargelegt,
wie segensreich ein Missionsarzt im Ewe-Lande
wirken könne. Südlich von Ho liegt die
Station Waya, nordwestlich bezw. nördlich die
Nebenstation Kpengoe und die Außznstation
Jerusalem.
Drei Meilen nördlich von Ho ist auf
schönen Bergen mit gesunder Luft eine neue
Hauptstation, Amedschovhe, gegründet worden.
Unter der umwohnenden, ackerbautreibenden
und an die Scholle gebundenen Bevölkerung
verspricht sich die Mission gute Erfolge.“)
Ueber die Kultur der Dattelpalme.
Da durch Anpflanzung und Kultur der
Dattelpalme in den geeigneten Gegenden unserer
Kolonien, bei gedeihlicher Entwickelung der
Pflanze, ein nicht zu unterschätzender Ausfuhr=
artikel gewonnen werden könnte, erscheint es
zweckdienlich, die Verhältnisse, unter welchen
sich die Dattelkultur in Algier vollzieht, einer
eingehenden Besprechung zu unterziehen.
Die Dattel wird nur in wenigen Ländern
systematisch kultivirt (Persien, Egypten, Tunis
und Algerien) und würde deshalb einen bei
der geringen Konkurrenz besonders lohnenden
Exportartikel abgeben. Sie besitzt als Genuß dis * M N -
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mittel einen großen Nährwerth und bedeutet irdischen, zu erschließenden Wasserläufe gemacht
für wüste Länder dasselbe, wie das Getreide
in Europa, der Reis in Indien, Mais
(Polenta) in Südenropa. Dabei gestattet sie
Nebenkulturen. Der Araber zieht unter den
Datteln noch Feigen, Oliven, Aprikosen, Orangen,
Henna, Melonen, Tabak, Bohnen 2c. 2c. Der
jährliche Fruchtertrag in Algerien wird für den
Baum auf 3,50 Franks berechnet.
Abgesehen von der Frucht gewährt die
Dattelpalme noch vielfachen anderweitigen
Nutzen, worüber das Nähere in jedem Uni-
versallexikon zu finden. Hier sei nur Folgendes
hervorgehoben. Das grobfaserige Holz ge-
stattet zwar keine feinere Zertheilung, giebt
aber haltbare Bretter für den Haus= und
Hüttenbau. Aus den am Blattgrunde befind-
lichen Fasern werden äußerst haltbare Taue
und aus den verdorrten Blättern, welche even-
tuell zu Brennmaterial dienen, gute Besen ge-
fertigt.
Das Mark der Dattelpalme liefert einen, n, ern »
den Wegen und Lagerplätzen zahlreich vorhan-
„Lagme“ genannten, weinartigen Saft, welcher
von den Eingeborenen als ein angenehmes,
*) Eine Karte des Arbeitsfeldes der Nord-
deutschen Mission im Ewe-Lande ist durch Herrn
Missionsinspektor Zahn in Bremen zu beziehen.
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Jahren neue Blüthen, bezw. Früchte.
durststillendes Getrünk gerühmt wird. Um ihn
zu gewinnen, schneidet man die Baumkrone ab
und setzt in die entstandene Wunde Schilfrohr-
stangen, durch welche der Saft langsam in
darunter gehaltene Schläuche tropft. Der so
verstümmelte Baum treibt erst nach 2 bis 3
Man
benutzt deshalb hierzu nur den Ueberschuß von
männlichen Bäumen, welcher für die Frucht-
kultur nicht in Frage kommt. Die beste Zeit
für die Gewinnung des Palmweins soll der
Herbst sein. Keine Pflanze ist so geeignet, die
Kultur in wüste Ländereien zu tragen, als die
Dattel.
Erst seit dem Jahre 1878, wo es gelang,
in der Sahara artesische Brunnen zu er-
schließen, hat die Dattelkultur in Algier Ein-
gang gefunden und ist durch die Aktiengesell-
schaft „de I’'Oned Rirh“ zu einiger Blüthe
gebracht worden. Das Aktienkapital von
600000 Franks trägt reichliche Früchte. Die
Ausfuhr steigt von Jahr zu Jahr. Die Ge-
sellschaft, welche bereits die Oasen von Biskra,
Mrafer, Ourlang, Tamerna und Touggourt
ins Leben gerufen, ist auf stete Ausdehnung
der zur Zeit über 60 000 Bäume umfassenden
Kulturen bedacht Noch in diesem Jahre hat
der Direktor der Gesellschaft, Herr Foureau,
weitere Forschungsreisen in die Wüste unter-
nommen und weitere Studien über die unter-
Vor der Hand ist Algerien, welches die beste
Qualität „Döglat nour“ zum Export bringt,
noch nicht in der Lage, den eigenen Bedarf
selbst zu decken, sondern bezieht hierfür große
Quantitäten aus Persien. Die Ausfuhr hat
in den letzten Jahren mehr und mehr zu-
genommen, wozu wesentlich der Umstand bei-
trägt, daß die Eisenbahn sich bereits südlich
bis Biskra erstreckt. Im vergangenen Jahre
hat die Pariser Ausstellung günstig auf die
Ausfuhr gewirkt, welche zumeist über Philippe-
ville stattfindet. Genauere Zahlen lassen sich
nicht angeben, da die Zolltabellen die Datteln
nicht besonders hervorheben, sondern unter
„fruits sces ou tapés“ mit den Feigen und
NRosinen zusammen aufführen.
Die Dattelpalme (Phoenix dactylifera)
wird sowohl aus den Fruchtkernen, welche bei
trockener Aufbewahrung mehrere Jahre keim-
fähig bleiben, als auch aus Ablegern gezogen.
Man nimmt an, daß die in der Sahara an
denen Palmen aus fortgeworfenen Kernen ent-
sprossen sind. Die Zucht aus Kernen ergiebt
zwar kräftige Bäume beiderlei Geschlechts, doch
leicht degenerirte Früchte, auch läßt sich Ge-
schlecht und Spielart in keiner Weise voraus-