Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

sische Auswanderung eher ins Stocken gekommen 
ist als Fortschritte gemacht hat, trotzdem sich 
die Vereinigten Staaten und Australien in den 
letzten Jahren chinesischer Einwanderung ver- 
schlossen haben. Die Kulimakler haben nicht 
mehr den gleichen Erfolg wie früher. 
Die Kosten der Anwerbung waren durch 
die Agenten mehr und mehr in die Höhe ge- 
trieben worden. 
Die Deli-Pflanzer sahen sich daher genöthigt, 
zur Selbsthülfe zu schreiten und den Versuch 
zu machen, ihre Arbeitskräfte — mit Umgehung 
der Straits-Unterhändler — von China direkt 
zu beziehen. 
Dies ist ihnen bis zu einem gewissen Grade 
gelungen, indem sie bereits im zweiten Jahre 
etwa 25 pCt. der benöthigten Kulis mit eigenen 
Dampfern einführen konnten. 
Wenngleich sie genöthigt waren, für un- 
gefähr 75 pCt. des Bedarfs auf die Straits- 
Makler zurückzugreifen, so hatte doch die Kon- 
kurrenz zur Folge, daß die Preise in den 
Straits, statt wie bisher zu steigen, leicht zu- 
rückgingen. Denn während in 1887 bereits 
115 Dollars für Kulis in Ost-Sumatra be- 
zahlt werden mußten und der Preis ohne die 
Konkurrenz der Pflanzer jetzt voraussichtlich 
200 Dollars betragen würde, stellt er sich jetzt 
auf nur 85 Dollars. 
Der Einstandspreis der Pflanzer für ihre 
direkt eingeführten Kulis beträgt ebenfalls 
zwischen 80 und 100 Dollars pro Kopf. 
Von den Einstandskosten werden dem Kuli 
zur Rückerstattung nur 33 Dollars auf die 
Rechnung geschrieben, für Unterhändler-Kom- 
mission, Passagekosten und baare Vorschüsse. 
Berücksichtigt man indessen ferner den unter 
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gewissen Umständen recht erheblichen Ausfall 
durch Tod, ferner die zahlreichen Desertionen 
und die Zahl der zu jeder Arbeit Untauglichen 
(die trotz ärztlicher Untersuchung am Ein- 
schiffungshafen doch nicht unbeträchtlich ist), so 
vermindert sich der faktisch zur Zurückzahlung 
kommende Betrag nicht unwesentlich und der 
Pflanzer wird gut thun, bei 100 Dollars 
Kostenpreis gleich 80 Dollars (statt 67) als 
Verlust wegzubuchen. 
Bei etwa ernstlich in Erwägung zu neh- 
menden Importen von Kulis von China aus 
nach Ost-Afrika müßte man sich wohl immerhin 
auf die gleichen Kosten basiren, die die Deli- 
Pflanzer aufzuwenden haben, zuzüglich eines 
Mr an Passagegeldern für die so viel weitere 
Reise. 
Singapore dürfte als Platz für die An- 
werbung, wegen der daselbst mit letzterer ver- 
bundenen Schwierigkeiten, wohl kaum in Aus- 
sicht zu nehmen sein. 
  
Was den etwaigen Import von Javanen 
aubetrifft, so haben die Erfahrungen der Deli- 
Pflanzer mit ihnen zu günstigen Resultaten nicht 
geführt. Selbst Europäer, die Jahre lang 
als Pflanzer auf Java gelebt haben, und ein- 
gestandenermaßen mit einem großen Vorurtheil 
gegen Chinesen und chinesische Arbeit nach 
Sumatra kommen, ändern ihre Ansicht bald 
und geben ihre Versuche mit Javanen, auf 
rationelle Weise Tabak zu pflanzen, als erfolg- 
los auf. 
Die Klasse von javanischen Kulis, mit denen 
der Pflanzer in Sumatra die Arbeit zu unter- 
nehmen hat, mag zu einem gewissen Grade an 
dem Mißerfolg die Schuld tragen. 
Javanen der besseren Landbau treibenden 
Klassen sind nicht zur Auswanderung zu be- 
wegen, und selbst die ärmeren Klassen der Land- 
bevölkerung verstehen sich nur schwer dazu. 
Was darum sich als Kuli in Java anwerben 
läßt, ist im Allgemeinen nicht mehr viel werth, 
zumeist ist es die niedrigste Bevölkerung der 
großen Städte, theilweise dem Opium ergeben 
und zu stetiger Arbeit untauglich. 
An Vorschüssen erhalten Javanen bei drei- 
jährigem Kontrakt 30 Gulden, Frauen 25 Gul- 
den, die im Laufe der Kontraktzeit vom Lohn 
eingehalten werden. Dem Arbeitgeber erwachsen 
für Maklergebühren und Passagekosten pro Kopf 
an Auslagen 8 bis 10 Dollars, die nicht von 
dem Kuli eingezogen werden können. 
Für eine etwaige Einwanderung in Ost- 
Afrika kämen ferner noch in Frage indische 
Kulis (Tamils), die sich indeß, so weit die 
Erfahrungen reichen, noch weniger als Javanen 
für den Tabakbau eignen, während sie, wie 
oben angeführt, für eine ganze Reihe anderer 
Arbeiten gesucht und geschätzt sind. 
Bei direkten Importen von ihrer Heimath 
(Madras, Pondicherry, Karikal und Negapatam) 
sind diese Leute jedenfalls die billigsten unter 
den in Rede stehenden Arbeitern. Doch ist 
die Anwerbung derselben regierungsseitig sehr 
erschwert worden. 
Die RKultur des Mandelbaumes in Algier. 
„Le Mobacher“, ein in Algier erschei- 
nendes amtliches Blatt, hat kürzlich einen aus 
der sachkundigen Feder Raphael de Noters 
stammenden Artikel über die wirthschaftliche 
Bedentung des leicht zu kultivirenden Mandel- 
baumes gebracht. 
Da die Anpflanzung und Nutzbarmachung 
des Baumes in Südwest-Afrika nicht ausge- 
schlossen erscheint, bringen wir nachstehend einen 
Auszug aus dem erwähnten Artikel.
	        
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