Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

in Anwendung bringt. Der Ausdruck Austral- 
asien mag im Sinne der englischen Encyclo- 
bädie Australien und den ihm benachbarlen 
großen Inseln vorbehalten bleiben. Für die 
Venemung des Ocecans selbst wird man in 
Uebereinstimmung mit den französischen Geo- 
graphen nur den Ausdruck „Großer Ocean“ 
wöhlen können, da Bezeichnungen wie „Südsee“, 
-Stiller Occan“ veraltet und durchaus un- 
berchtigt sind und eine Anlehnung an den 
in der englischen Sprache allgemein üblichen 
Ausdruck „Pacific“ in der deutschen Sprache 
leider unthunlich ist. 
Landwirtbschaftliche Station im südwest- 
afrikanischen Schutzgebiet. 
Der Bevollmächtigte der Deutschen Kolonial= 
gesellschaft für Südwest-Afrila Landwirth 
E. Hermann ist Ende September v. J. in 
büderitzbucht eingetroffen. Er hat sich zunächst 
nach Warmbad im Lande der Bondelswaarts 
begeben, um daselbst einen von ihm gekauften 
Ochsenwagen abzuholen. Demnächst hat er sich 
nach Kubub, einem der Deutschen Kolonial- 
geselschaft für Südwest-Afrika gehörigen, Herrn 
Hermann zur Benutzung überwiesenen vorzüg- 
lichen Weide= und Wasserplatz aus dem Wege 
von Lüderitzbucht nach Bethanien begeben und 
doselbst mit dem Bau eines Wohnhauses 
nebst Nebenräumen begonnen, welche inzwischen 
vollendet sein werden. Er hat daselbst bereits 
eine Anzahl Zucht, Milch= und Schlachtvieh 
vereinigt und zwar: 10 Reisepferde, 1 Zucht- 
heugst, 1 tragende Mutterstuten, 21 Zugochsen, 
1 Zuchtstier, 20 Milchtühe 10 Kälber, 
40 Mutterziegen und 22 Schlachtziegen. Vor 
Bahl eines für Ackerbau geeigneten Platzes 
beabsichtigt Herr Hermann, mit dem siell- 
vertretenden laiserlichen Kommissar, sowie mit 
dem Hauptmam v. Frangois Nücksprache zu 
nehmen. Den Schwerpunlt des ihm zur Aus 
jührung übertragenen Unternehmens legt er 
auj die Einführung des Wollschafes und der 
Angoraziege. 
Ueber die Kultur des Ricinus. 
Der Verbrauch von Ricinusöl in Deutsch— 
land zu industriellen Zwecken, namentlich seitens 
der Färbereien und Druckereien hat im Laufe 
der letzten Jahre eine beträchtliche Steigerung 
erfahren. Die Hauptbezugsquelle für das Oel 
n btinng welches seinerseits die Ricinussaat 
s Jndien, Tonkin und vom Senegal bezieht. 
105 
wenigstens 
Millionen Mark deutschen Geldes wandern auf 
diese Weise in das Ausland. Unter diesen 
Umständen kann der Anbau der Nicinusstaude 
in unseren Kolonien, soweit dieselben dazu 
geciguct sind, eine erhebliche wirthschaftliche 
Bedeutung erlangen. In Senegambien, welches 
oben als Bezugsland genannt worden, hat man 
erst seit dem Sommer 1888 mit dem Anbau 
der Ricinusstaude begonnen. Einem hierauf 
bezüglichen, im Journal ollicicl veröffentlichten 
Bericht entnehmen wir folgende bemerkenswerthe 
Einzelheiten. 
Man hatte zum Anbau die in Senegambien 
einheimische Nicinusart mit grünem Stengel 
gewählt, sich aber außerdem auch die Samen 
einer anderen Art mit rothem Stengel kommen 
lassen. Beide Arten zeichnen sich dadurch aus, 
daß sich die Früchte lediglich unter der Ein- 
wirlung der Sonne und ohne Zuhülfenahme 
irgend welcher maschineller Kräfte enthülsen. 
Die Nicinusstaude liebt den feuchten Sand 
des Mrceres und die Sceluft. Da ihre Wurzeln 
tief in den Boden eindringen, widersleht sie 
jedoch auch den in der trockenen Jahreszeit 
wehenden heißen Winden. Die Standen müssen 
in angemessener Entfernung von einander stehen. 
Ist dies der Fall, so können in den Zwischen- 
räumen Hirse, Bohnen und Erdnüsse gesäet 
werden. 
Die Ernte ist einfach. Die Rispen werden, 
sobald zwei oder drei Früchle die Reise er- 
langt haben und abgefallen sind, abgeschnitten 
und sodann auf den Boden gelegt. Unter dem 
Einfluß der Sonne öffnen sich nach Verlauf 
einiger Tage die Hülsen und die Samen sallen 
heraus. Es wird auch empfohlen, die Nicinus 
2.1 Stunden lang in ein mit Wasser 
gesülltes Gesäß zu legen, bis der größte Theil 
der schwimmenden Samen den Boden des 
Gefäses erreicht hat. Zzur Aussaat uimmt 
man dann nur diejenigen, welche untergetaucht 
sind, während die übrigen als sehlerhaft ent 
sernt werden. 
Ausbewahrung und Transport machen leine 
Schwierigkeiten. Gegenüber Erdnüssen besteht 
der Vortheil darin, daß Ricinus weniger Raum 
einnimmt. In dem Raume, in welchem 1000 kg 
Erdnüsse untergebracht sind, können 1600 kg 
Ricinussamen Platz sinden. 
Die in Senegambien gewonnenen Samen 
enthallen 1I bis 6 pCt. mehr an Oecl als die 
indischen. 
Auf Grund der günstigen Erfahrungen will 
man nun auch in Algier mit der Einführung 
der Ricinuslultur vorgehen. 
Wegen der zahlreichen Verwendungen des 
Ricinusöls in der Industrie prophezcit der 
Verfasser des Berichtes diesem Produtt eine
	        
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