Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Verschiedene Mittheilungen. 
Münzen für Deutsch-Ost-Afrika. 
Seitens der Deutsch-Ostafrikanischen Gesell- 
schaft ist kürzlich die Herstellung weiterer 
100 000 Stück Silber-Rupien („Deutsches 
Kolonialblatt“ 1890, Seite 3111) in Auftrag 
gegeben worden. 
Die Gesellschaft beabsichtigt serner auch zur 
Ausprägung von ½ und ½1/1 Rupiestücken zu 
schreiten und hat zunächst die Ausprägung von 
60 000 Stücken jeder Gattung in Aussicht 
genommen. Die Hauptseite der ½ und 1 
Rupiestücke wird, wie die ganzen Rupien, das 
Bildniß des Kaisers mit dem Gardes du Korps- 
Helm tragen, die Rückseite außer der Umschrift 
„Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft" einen 
Kranz, in dessen Mitte der Werth mit ½ 
bezw. 1¼ Rupie nebst Jahreszahl erscheint. 
Ein Bericht von Emin pascha über die Dülfs- 
quellen der Aequatorialprovinz. 
In dem kürzlich erschienenen und in dieser 
Nummer besprochenen Werke von Casati 
(Zehn Jahre in Aequatoria) ist ein Bericht 
Emin Paschas über die Hülfsquellen der 
Aequatorialprovinz abgedruckt, welcher vor 
Jahren in der italienischen Zeitschrift „Es- 
ploratore“ erschienen, aber wenig bekannt ist. 
Da derselbe einerseils von den Bemühungen 
Emins zeugt, die natürlichen Hülfsmittel der 
von ihm verwalteten Provinz nutzbar zu machen, 
andererseits aber die Verhältnisse Central- 
Afrikas in vieler Beziehung denen in Ost Afrika 
ähnlich sind, so bringen wir den Bericht nach- 
siehend auszugsweise zum Abdruck: 
„Wie bekannt, bildete das Elsenbein den 
Hauptfaktor im sudanesischen Budget. Das 
aus den bergigen und trockenen Landestheilen 
östlich vom Nil stammende Elsenbein ist als 
das härteste bekannt und darum mehr gesucht 
und theurer bezahlt als andere. Aber seit der 
Verwaltungsperiode Gordons wurde für die 
Folge alles Elfenbein als ausschließliches Be- 
sitzthum der Regierung erklärt, während in 
Uganda, in Unjoro u. s. w. der Handel mit 
demselben frei blieb. 
Aus diesem Grunde giebt es für die 
Elephantenjagd keine privaten Unternehmungen, 
und da die arabischen und europäischen Lieb- 
haber nie den Muth besaßen, sich in die 
Aequatorialländer vorzuwagen, so beschränkte 
sich die ganze Elfenbeinproduktion auf das, was 
128 
  
die Neger auf ihrer Jagd mit Lanzen und 
mit dem Feuergewehre gewannen. 
Darum sind die Elephanten auf dem ganzen 
Gebiete der Provinz, die eigentlich die äguatoriale 
heißt, überaus zahlreich, ja an einigen Orten 
sind diese Dickhäuter sogar eine Landplage ge- 
worden, indessen im nördlichen Theile des Bahr- 
el-Gazal ein Elephant etwas ganz Seltenes ist. 
Wenn bis heute die Elfenbeinproduktion 
sehr reich gewesen ist, so darf man darum nicht 
vergessen, daß neue Länder und Strecken gegen 
Süd und West erschlossen wurden, und daß 
die Suche nach der kostbaren Waare auf Ge- 
biete ausgedehnt wurde, die weit über das 
ägyptische hinausreichen. Trotzdem hat man 
seit einigen Jahren eine fühlbare Abminderung 
des Elsenbeins bemerkt. 
Die Acquatorialprovinzen schicken jährlich 
etwa zwölftausend Zentner Elfenbein auf den 
Martkt mit einem Durchschnittswerthe vondreißig- 
tausend Pfund Sterling. Es läßt sich schwer 
sagen, wieviel hiervon das Gebiet des Bahr- 
el Gazal liefert, da der größte Theil des Elfen- 
beins, das von dorther nach Chartum geschich 
wird, nicht das wirkliche Jahreserzeugniß be- 
ziffert, sondern den Rest des Hinterlegten der 
alten Besitzer von soribas, wie Sibir Pascha, 
Ali Amuri u. a. 
Indessen wäre es irrthümlich, wollte man 
auf die größere oder kleinere Produktivität des 
Landes einzig und allein nach den Elsenbein-= 
erzeugnissen schließen. Die Verwaltungskosten 
sind sehr bedeutend und müssen natürlich in 
dem Maße steigen, als sich neue Länder auf 
thun. Das unglückselige System des Staats- 
eigenthums, das im ganzen Gebiet des Weißen 
Nil in Geltung ist, hemmt die Kolonisation 
des Landes, und so wird angesichts der wachsenden 
Kosten eine regelmäßige und feste Erhöhung 
der Einkünfte unmöglich, sowohl was den 
Handel, als was den Ackerbau betrifft, deshalb 
wird bald die Zeit kommen, wo die Erzeugung 
des Elfenbeins die Kosten nicht mehr wird 
decken können. 
Ein Produkt., das noch nicht geschätzt ist, 
es aber bald werden wird, sowie Afrila sich 
dem Handel eröffuct, sind die Zähne der Fluß- 
pserde und die Hörner der Rhinozerosse. 
Diese beiden Thiere sind allenthalben in 
Unzahl vorhanden, und daß man sie bisher in 
Ruhe ließ, hat seinen Grund nur in dem 
Mangel an Käufern. 
Im Westen des Bahr-el-Gazal ist der 
Strauß, da das Land von Wäldern bedeckt ist, 
ziemlich selten; östlich jedoch findet man ihn 
schon in Latuka in großen Truppen. Noch 
zahlreicher aber kommt er in den weiten, san- 
digen Flächen der Langoländer vor, deren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.