Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

hauptjächlich liesern, der carpodinus acidus 
und der carpodlinus duleis, sinden sich vom 
achten Grad nördlicher Breite gegen Süden 
hin fast überall, hauptsächlich aber an den Ufern 
der Gewässer, wo die Gipfel der Higel mit 
ganzen Wäldern desselben bedeckt sind. Hier 
gesammelte Proben wurden nach Chartum 
geschickt und dort von Kaufleuten als vorzüglich 
erklärt, obwohl man sand, daß einige Stücke 
Wasser enthielten.) Diesem Uebel abzuhelfen 
wäre nicht schwer; es kam nämlich daher, daß 
man die Verdichtung des Milchsaftes mit heißem 
Wasser beschleunigen wollte; man wird also 
nur einc bessere Methode an Stelle der bis. 
herigen auwenden müssen. 
Die Neger sind gerne bereit, Gummi zu 
sammeln, wenn man ihnen eine kleine Belohnung 
in Aussicht stellt; die Zahl der Pflanzen ist 
groß genug, um gute Ernten für eine lange 
Zulunft zu versprechn 
selbsi, daß im Laufe der Zeit neue Pflauzungen 
nöthig werden, wenn man nicht in Kurzem 
dies Erzeugniß will vernichtet sehen. Die 
größten Massen wurden bis jetzt vom Lande 
der Mambektu geliefert, aber, seltsam, seine 
Qualität wurde etwas unter derjenigen des 
Kautschuks befunden, der aus dem trockneren 
Lande der Dinla stammt, das vollständig reinen 
und geruchlosen Kautschut liesert. 
Verschiedene andere, auch wohlriechende 
Harze erwarten eine chemische Analyse, welche 
über ihren praltischen Werth zu entscheiden 
hättc. 
Die Tamarinde ist sehr häufig, die Sträucher 
sind produktiv. Das Mart, das man hier 
erhält, ist nicht so bitter, wic jenes von Darfur 
und deshalb angenehmer. 
Das Zuckerrohr ist im Süden, in Uganda, 
reichlich vertreien. Heute baut man es an allen 
Stationen, und bei genügender Bewässerung 
erhält es starle und sehr sastige Rohre. 
Die Baummolle kommt an einigen Orten 
unter besonderen Gestalten vor: so z. B. krifft 
man im Lande der Vari ein gossysinn,, dessen 
reise Körnchen grün sind, die Baumwolle aber 
hat lange und seine Fäden. Einige hier lebende 
Dongolaner, welche in der Weberei bewandert 
sind, verfertigten einen Webstuhl, und heute ver 
dienen viele Leute ihr Brot, indem sie die 
sogenannten damur herstellen, einen im Lande 
erzeugten Baumwollstoss, der sich sehr für 
unser Klima eignet. 
*) Eine Probe wurde auch der Gesellschaft für 
handelopolilische Erforschung Afrilas übersandt und 
von der Fabrik Pirelli, Casazza u. Co. in Mailand 
untersucht, die ihn von guter Qualilät sand, aber 
mit dem Nachtheile, daß er Wasser enthielt. 
Es versteht sich von, 
und in guter Onalität vorhanden. 
Besondere Erwähnung verdienen die Tabake 
von Unjoro und von Latuka. Die Tabak- 
sabrikation geht natürlich über das Bedürfniß 
nicht hinaus, aber sie könnte beträchtlich ge- 
hoben werden. 
Der Kaffec befindet sich im Ueberfluß in 
Uganda; Niemand aber deult dort an Ansfuhr: 
man müßte seinen Anbau in unseren bergigen 
Bezirken versuchen. 
Die Mustatnüsse stehen in Masse im Süden 
besonders im Lande der Mambettu. 
Ein tüchtiger Botaniker lönnte viele andere 
zu Handelszwecken nütliche Pflanzen auffinden, 
sei es, daß sie zur Nahrung dienten, sei es zu 
anderen Zmecken. 
Es ist z. B. eine ganze Gruppe von Pflanzen 
vorhanden, welche sich zur Herstellung von 
Geweben oder Gespinnsten eignen würden; 
andere geben gute Färbstosse, wieder andere 
Gerbstosse u. s. w. 
Ein weites, reiches Feld eröffnet sich hier, 
besonders im Süden, der Industric und dem 
Handel und macht im Interesse des Landes 
selbst den Wunsch rege, man müge nicht länger 
zögern, aus den Stoffen, welche die Natur in 
solchem Ueberflusse bietet, Nutzen zu ziehen. 
Das Eisen ist allenthalben im Ueberfluß 
Im Lande 
gegossen und bearbeitet, ist es ein sehr gesuchter 
Handelsartikel, vor allem in den nördlichen 
und westlichen Ländern, wo die grob gearbeiteten 
Spitzen der Pseile und Lanzen an die Stelle 
des Geldes treten und, wie die Ochsen, Werth 
haben, um sich die Frau zu kanfsen. Die besten 
und tünstlerisch vollendetsten Eisenarbeiter finden. 
sich im Süden; die geschicktesten im Lande der 
Mambettu und bei den Makraka, wo einige 
Stammhäupter großen Nuf als Schmiede 
genießen. 
Bisher haben wir leine Kenntniß von an 
deren Metallen; allein das schließt noch nicht 
aus, daß es solche nicht giebt: im Gegentheil, 
man dars annehmen, daß besonders der Osten 
nach dieser Hinsicht nicht geträumte Schägße 
birgt.“ 
von den Missionen in den Schutzgebieten. 
Die Mission — sowohl die evangelische 
wie die latholische — entwickelt in den deutschen 
Schutzgebieten zur Zeit eine rege Thätigkeit. 
In Ostafrika war von deutschen evangelischen 
Missionsgesellschaften bisher nur die evan- 
gelische Missionsgesellschaft für Ostafrika in 
Dar es Salagam und Tanga thätig. Die- 
selbe hat lürzlich die Missionare Meinhard, 
Wohlrab und Johannsen abgeorduct, von
	        
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