leine Aufmunterung oder ein freundliches Wort,
nichts als Tadel und Scheltworte von ihm . . .
er ist ein Mensch, den man niemals zum
Freunde wählen würde.“ Stanley hatte für
das Lager in Yambuya den schlechtesten Platz
und die schlechtesten Leute gewählt; die Ver-
proviantirung war völlig unzureichend. Was
die gegen Jameson erhobenen schweren An-
llagen betrifft, so schreibt er über diese Vor-
gänge kurz vor seinem Tode Folgendes an
seine Frau: „Die Berichte, welche der entlassene
Dolmetscher Farran für einige der belgischen
Beamten niedergeschrieben hat, sind ein langes
Lügengewebe. Dieselben beziehen sich auf das
angebliche Erschießen von Eingeborenen meiner-
seits auf dem Wege nach Kassongo, und
auf den Verkauf eines Mädchens zum Ver-
speisen für die Kannibalen. Ich bin beinah
gewiß, in meinem Brief von Kassongo an Dich
erwähnt zu haben, daß ich auf Eingeborene
schießen mußte, um die Kanves, in denen ich
fuhr, vor einem Angriff zu schützen.“ Den
zweiten Vorfall schildert Jameson wie folgt:
„Ich sagte ihm (Tippu Tiv), zu Hause glaube
man alle diese Geschichten — über den Kanni
balismus — nicht, darauf sprach er einige
Worte mit einem neben ihm sitzenden Araber,
Namens Ali, der sich dann mit den Worten
an mich wandte: „Geben Sie mir ein wenig
Zeug und passen Sie auf.“ Ich schickte meinen
Diener, mir sechs Taschentücher zu holen, in
dem Glauben, daß es auf einen Scherz dabei
obgesehen sei; plötzlich aber erschien ein Mann,
der ein kleines, ungefähr zehn Jahre altes
Mädchen bei der Hand hielt — und dann
wurde mir ein so scheußlicher, herzbrechender
Anblick geboten, wie ich ihn im Leben nie
gehabt, noch wieder haben werde. Mit größter
Geschwindigkeit stieß er dem Mädchen zwei-
mal ein Messer in die Brust, worauf sie auf
das Gesicht fiel. Drei Männer stürzten dann
herbei, die den Körper des Mädchens zu zer-
schneiden begannen; schließlich wurde der Kopf
abgeschnitten, und nicht der kleinste Theil blieb
übrig; jeder der Männer nahm das ihm zu-
fallende Stück mit nach dem Fluß, um es
dort zu waschen. Das Merkwürdigste bei der
ganzen Sache war, daß das Mädchen weder
einen Laut von sich gab, noch sich im Geringsten
sträubte. Bis zum lebten Augenblick konnte
ich nicht glauben, daß sie Ernst machen wollten.
Seitdem ich mich hier im Lande befinde, habe
ich viele derartige Erzählungen vernommen,
denen ich aber niemals Glauben schenken
wollte, und ich würde wissentlich niemals ein
olches Ungeheuer gewesen sein, einer solchen
Scene beizuwohnen; ich hielt aber die Sache
bis zum letzten Angenblicke nur für eine Lisl.
161
um Geld oder Geschenke aus mir heraus-
zulocken. Das Mädchen war eine in einem
Dorfe nahe der Stadt gefangene Sklavin, und
die Menschenfresser waren Wacusu-Sklaven und
Eingeborene dieses Orts, Mkulusi genannt.
Als ich nach Hause kam, versuchte ich einige
kleine Skizzen von der Scene zu machen, wie
sie mir noch vor Augen stand, obgleich sie
wohl schwerlich je meinem Gedächtniß ent-
schwinden wird.“
Liegt aber die Sache so, dann wird der
Vorwurf, dem Kannibalismus leichtfertiger-
weise Vorschub geleistet zu haben, von dem
Andenken des Engländers Jameson schwerlich
entfernt werden können.
Als sorgfältiger Beobachter und cifriger
Zeichner versäumte es Jameson nicht, über
die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen
zu berichten und seine Mittheilungen durch
Illustrationen zu veranschaulichen. Auch die
Schilderung seines Verkehrs mit den Arabern,
insbesondere mit Tippu Tip, bietet viel Inter-
essantes. Von letzterem erzählt Jameson
unter Anderem, daß er das Vordringen der
Deutschen nicht gern gesehen und gehofft habe,
die Agitationen des Generals Boulanger
würden zu einem Kriege zwischen Deutschland
und Frankreich führen.
Titteratur -Verzeichni.
26. Allord, O. J. Gepiloficul!. lentures ol
tne Transvanl South Kfric sh.
Standford in London.
27. Bourne, II. K. F. The other side of
the Emin Pusha cxpedition. 6 sh.
Chntto & Windus in London.
28. Jame son, J. S. Jorschungen und Er-
lebniss e im „selet Afrika“. Geschichte
der Nachhut der Emin= Pascha-Entsatz-Expedition.
Uebersetzt von E. Sppert. d##t 98 Illustrationen
und 1 Rarte. 10 M., geb. 12 M.
Verlagsanstalt u. Druckerei-Aktiengesellschaft
(vorm. J. F. Nichter) in Hamburg.
29. Reinisch, L.
ost-Afrika.
Verlag von Georg Freytag in Leipzig.
Die Uunamasprache in Nord-
2,00 M.