Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Regenzeit gepflanzt und ist nach Verlauf von 
drei Monaten zur Ernie reif. Die Körner 
sind weich und weiß und geben ein gutes 
Mehl, halten sich jedoch nicht besonders und 
sind dem Wurmfraß ausgesetzt. Es giebt eine 
rothe Spielart, der Anbau derselben ist aber 
nicht ausgedehnt. Diese Körnerfrucht wurde 
durch die Portugiesen aus Amerita cingeführt 
und ist durch Mangel an richtiger Behandlung 
sehr entartet. Die Halme sind lang und dünn 
und werden schon durch schwachen Lufteug 
niedergelegt, so daß zur Zeit der Ernte die 
Hälste am Boden liegt. Aus demselben Grunde 
sind die Körner klein. Der Ertrag beträgt 
das 50= bis losache der Aussaat. Die 
Einführung und Vertheilung urun#en 
Saamens einer großen weißen Art, 
dem Tropenklima angepaßt, würde ein 
großer Vortheil für das Land sein. 
Der Mais dient zur Bereimnng von „Kanty“", 
dem Brot des Landes, verschiedener Arten von 
Grütze und von Pito, dem einheimischen Vier. 
Planten sind von gleicher Wichtigleit als 
Nahrungsmittel jür die Bevölkerung wie der 
Mais. Dieselben werden besonders unreif als 
„Fusül" genossen; die Planten werden zu 
diesem Behuse gekocht und in einem Mörser 
mit schwerer hölzerner Keule zu einer breügen 
Masse verarbeitet, welche in der Suppe gegessen 
wird. Im reisen zustand werden sie gebraten 
oder gebacken und mil Erdnüssen als Zuspeise 
gegessen. Man unterscheidet fünf verschiedene 
Arten, welche sich hauptsächlich in der Größe 
unterscheiden. Jedes Dorf im Busch' hat 
seinen Plantenhain, welcher meist das Dorf 
umgiebt und den Einwohnern ohne Aufwendung 
von Arbeit ihre Haupinahrung liesert: man 
entsernt nur ein oder zweimal jährlich das 
Untraut und läßl die Schößlinge frei wachsen, 
so daß nicht selten ein Dußend Bündel an 
einem Stengel zu sinden sind. Wenn das 
Fruchtbündel seine volle Größe erreicht hat, so 
wird es abgeschnitten, man schneidet den 
Stengel ab und läßt ihn auf dem Erdboden 
verfaulen; diese sowie die entfernten vertrock 
neten Blätter bilden die einzige Düngung. 
Durch richtige Behandlung lönnte die 
üte der Früchte erheblich verbessert, 
die Menge vermehrt werden. Die Plante 
soll im Lande einheimisch und von hier nach 
Madeira und Westindien gebracht worden sein. 
Ein anderes wichtiges Nahrungsmittel sind 
Yams. Sie werden gekocht, gebacken und ge- 
braten gegessen und in derselben Weise wie 
Planten zu „FJufül“ verarbeitet. Es giebt 
drei Arten, die große und kleine weiße sowie 
die purpurrothe. Die große weiße wird zu 
weilen 2 oder Fuß lang bei einem Durch 
  
messer von 6 Zoll. Die purpurrothe wird 
nur wenig angebaut. Es wird mehr Sorg- 
falt auf den Anban der Yams, als auf die 
meisten anderen verwendet, doch würde durch 
liefer gehende Bearbeitung des Bodens und 
durch die Anwendung gecigneter Düngung eine 
erhebliche Verbesserung erzielt werden können. 
Die Pflanzen werden an Pfählen gezogen, so- 
daß ein Yamofeld einem schlecht gehaltenen 
Hopfengarten nicht unähnlich ist. Der Anbau 
der Yams soll den Boden ganz besonders an- 
greisen: wie schon bemerkt, läßt man das Land 
nach der Yamsernte fünf Jahre brach liegen. 
Kassada (Maniok), die süße Art, wird in 
großen Mengen angebaut und erreicht eine er- 
hebliche Größe. Die Pflanze scheint Salzgehalt 
des Bodens oder der Luft zu verlangen, da 
die beste Art in unmittelbarer Nähe der See 
wächst. Man genießt sie in derselben Zube- 
reitung wie Yams, gekocht, gebraten und als 
Fnsül; sic bildet die hauptsächlichste Nahrung 
der Kru-Leute, welche so zohlreich im Lande 
beschäftigt werden. Die süße Kartoffel wird 
in großen Mengen gebaut, in einigen Distrikten 
auch eine Art Arum, bekannt unter dem Namen 
Ko Ko, deren Wurzeln in ihrem Gewebe der 
süßen Kartoffel, im Geschmack dem NYams 
ähneln. 
Erdnüsse werden in einigen Distrikten in 
beträchtlicher Menge gebaut und wurden früher 
aus Fettah in großer Zahl exportirt; dieser 
Handel hat jedoch bedentend unter der wachsen 
den Konkurrenz von Gambin und Ost Indien 
gelitten, da die Rüsse der Goldküste nur klein 
und wenig ölhaltig sind. Die Nüsse werden 
in der Suppe oder mit gebackenen Planten, 
wie oben beschrieben, gegessen. Die Erdnuß 
ist aus Brasilien durch die Poriugiesen ein 
geführt worden. 
Pfesser spielt bei Zubereitung der ein 
heimischen Speisen eine große Nolle. Derselbe 
wird, wie bemerkt, nicht angebaut; trifft man 
einen Baum an, so wird das Unlraut umher 
entfernt und die Frucht nach der Reise ge 
pflückt. 
Otrer und andere Arten von Hybiscus 
und Solanum werden viel für den Gebrauch 
zu Suppen gebam, besonders als Nachirucht 
von Mais. 
Reis wird in den Distritten von Axim 
und Ouitta gebaut; in ersterem Bezirk in den 
morastigen Ebenen bei Appolonia ind Arim: 
derselbe ist groß, weich und füß, er gleicht dem 
Sierra Leone Neis. Auf den Hügeln um D# 
wird einc Art Bergreis gezogen und bildet die 
Hauptnahrung der Bevölterung. Die größere 
Nahrhaftigkeit des im Lande angebnuten Reises, 
welcher nicht, wie der importirte, durch über-
	        
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