Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Auf Körperpflege wird an der Küste viel 
gehalten, während sie im Innern wohl in 
Folge des Wassermangels vernachlässigt wird. 
Als Waffen dienen verschiedene eingeführte 
Vorderladersysteme; die Luntengewehre und 
Feuersteinflinten werden allmählich durch die. 
Zündhütchenflinten verdrängt. Bogen und 
Pfeile, Speer und Schwert bekommt man nur 
noch vereinzelt zu sehen. 
In den Monalen Juni —September kamen 
nach Ausweis des in Lindi von der Polizei 
geführten Buches 18 Karawanen mit zusammen 
1841 Trägern nach hier, welche 11 707 Pfund 
Elfenbein und 11 3110 Pfund Tabak zum Ver- 
kauf stellten. Diese Karawanen kommen von 
diesseits und jenseits des Nyassa-Sces. 
Aus den näheren Bezirken kommen monatlich 
350 bis 100 Mann nach Lindi, welche in den 
Monaten Juni, Juli und August, der Haupt- 
gummizeit, 50 890 Pfund Gummi und 30 755 
Pfund Kopal zu Markte brachten. Diese 
Menge ist in Folge der damals noch nicht 
völlig eingetretenen Beruhigung und wohl noch 
nicht genügenden Vertrauens zur neuen Re 
gierung nicht bedeutend und dürfte sich also 
voraussichtlich in diesem Jahre beträchtlich ver- 
mehren. 
Die Station, welcher Lieutenant Freiherr 
v. Eberstein vorstehl, ist besetzt mit 2 Offi 
zieren (Lientenants v. Zitzewitz und Wols 
ram), 1 Arzt (Dr. Brehme), 2 Deckossizieren, 
8 Unteroffizieren und 200 Sndanesen. 
Nachdem am 7. Januar d. J. unter leb 
hafter Betheiligung der Bevöllerung die deutsche 
Kriegsflagge gehistt und die ostafrikanische Küste 
vom Umba bis zum Novuma als deutsche Kolonic 
erklärt worden war, sind von der Station 
Lindi nach dem vier Tagereisen entsernten 
Kiswere 10, nach Dar Mochinga (zwei Tage 
reisen) 5 und nach Mwentingi (zwei Stunden) 
3 Sudanesen als Vorposlen entsandt, um die 
dort der Regierung verpslichteten Oberen in 
Ausübung ihres Dienstes zu unterstützen und 
den Schinuggel zu verhindern. 
Am 27. Jannar wurde zum ersten Male 
auf dem jüngst erworbenen deutschen Grund 
und Boden im Beisein der „Schwalbe“, welche 
im Hafen vor Anler gegangen war, der Ge- 
burtstag Sr. Majestät des Kaisers und 
Königs gesciert. Die Bevölkerung hatte in 
der Stadt alle Hänser mit grünen Palmen-= 
zweigen und deutschen Flaggen geschmick. Die 
anfangs erwähnten, im Oktober und Dezember 
unternommenen starten Expeditionen nach dem 
Malonde Plateau haben den Eindringling 
Maschemba nicht aus dem besetzten Gebiet 
vertreiben können, haben ihm aber einen starken 
  
· Mitte bereit erklärt, 
unserer Regicrung Geltung zu verschaffen und 
die Wege zur friedlichen, gedeihlichen Ent- 
wickelung zu ebenen. 
Augenblicklich ist das Bestreben der Ver- 
waltung, mit den zahlreichen Abgesandten der 
Ureinwohner dieser Gegenden, den Makonde 
und Makua, verhandelnd, unter deutscher Flagge 
ihre Vereinigung und ihr Zusammengehen zu 
erreichen und so, Maschemba seines Anhanges 
beraubend, die so nothwendige Ruhe zu 
stiften und den alten, lebhaften Handel dieser 
Küstenstrecke zu sichern.) 
Sabl der ichteingeborenen im Togo-Gebiete. 
Die Anzahl der im Schuszgebiete ansässigen 
Nichteingeborenen beträgt zur Zeit 35. Da- 
runter befinden sich 30 Deutsche, 3 Franzosen 
und je 1 Schweizer und Engländer. Von 
diesen Personen wohnten 15 in Klein= Popo, 
7 in Lome, die übrigen waren in den anderen 
Ortschaften zerstreut. 
von der Slation Bismarckburg (Togo). 
Nach einem Bericht des Leiters der Station 
Bismarckburg. Dr. R. Büttner, herrscht im 
ganzen Adeli-Lande jetzt Ruhe und Ordnung, 
und der bei der Station eröffnete Marlt ist 
im lebhaften Aufblühen begriffen. Die Dorf— 
häuptlinge wetteisern im Aufrichten der größten 
Flaggenstangen, um die ihnen iübergebenen 
deutschen Flaggen daran aufzuhissen. Dr. 
Büttner hat eine große Sendung von Natu 
ralien und Photographien, welche für die 
hiesigen Königlichen Museen bestimmt sind, ab- 
gehen lassen. 
Raficepflanzungen im Cogo-Gebiele. 
Der früher in Samva thätig gewesene 
Pflanzer Goldberg, welcher bekanntlich seitens 
der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen 
Amtes nach den westafrikanischen Schutzgebicten 
entsandt wurde, um dort Versuche mit dem 
Anbau tropischer Nutzpflanzen anzustellen, ist 
zur zeit mit Revision und Besserung der 
alten sowie Anlage von neuen Baumwoll 
Maschemba hat sich inzwischen bereits 
über den Frieden und 
Schlag versetzt und wesentlich dahn beigetragen,, seine Unterwersung zu verhandeln.
	        
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