Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

und Kassee-Versuchsgärten auf den Regierungs= lang. 
Grundstücken in Klein-Popo beschäftigt. Seine 
freie Zeit verwendet Goldberg zur Belehrung 
und Unterstützung der Eingeborenen bei ihren 
Pflanzungen. Dank seiner energischen Thätig 
leit hat sich auf diesem Gebiete, namentlich 
was den Anbau von Kassee anbetrifft, ein 
erfreulicher Aufschwung bemerklich gemacht. 
Die von einem Mulatten Namens F. A. 
d' Almeida im vorigen Jahre unter Gold 
bergs Leitung angelegte Kasseepflanzung zählt 
bereits etwa 50 000 Pflanzen im vortrefflichsten 
Zustand, von denen etwa 3000 Stück schon 
in regelmäßigen Abständen vorschriftsmäßig 
versetzt und mit schattenspendenden Bananen 
in zweckmäßiger Weise gemischt, die übrigen 
noch in Pflanzbeeten unter Strohdächern 
befindlich sind. Der Boden ist gründlich 
durchgearbeitet und gesäubert, ein großes Stück 
Land zur sofortigen Aufnahme junger Bäunchen 
sertig gestellt. Almeida glaubt, wenn er in 
gleicher Weise weiter arbeitet, in wenigen 
Jahren aus einer großen blühenden Kasfsfee- 
pflanzung einen sehr erheblichen Gewinn er- 
warten zu können. Seinem Beispiel ist bereits 
eine ganze Reihe anderer angesehener Ein- 
geborener gefolgt. Der Werth des Grund 
und Bodens steigt in Folge dieser Anlage 
bereits in erheblichem Grade. 
Die Landeserzeugnisse der Goldküsten-Nolonie, 
deren Gewinnung und verwertbung.“) 
(Fortsetzung.) 
c. Handelsprodukte. 
Von allen Erzengnissen der Goldlüste ist 
unzweifelhaft die Oelpalme (Elais Guineensis) 
für den Eingeborenen von größter Bedentung. 
Die Früchte liesern ihm seine Lieblingsspeise 
und zwei bedeulende Handelsartikel. Aus den 
Mattrippen baut er sein Haus und seine Vor- 
rathsräume, welche er mit den Blättern der 
Palme deckt, und aus dem Blüthenschaft ge- 
winnt er ein angenehmes und (zuweilen) be- 
rauschendes Getränk. Der Baum liebt seuchten 
Boden und bildet in den seuchtwarmen Thälern 
ausgedehnte Waldungen. Ein soystematischer 
Anbau der Oelpalme hat nie stattgesunden, 
aber sie beginnt, soweit sich feststellen läst, im 
vierten oder fünften Jahre Früchte zu tragen:; 
der Erlrag steigt bis zum fünfzehnten Jahre, 
und der Baum trägt mindestens 60 Jahre 
"*) Vergl. Nr. 10 des „Deutschen Kolonialblattes“ 
vom 15. Mai, S. 225. 
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Der Baum liefert, je nachdem er in 
seuchtem oder dürrem Boden wächst, zwischen 
drei Gallonen und einer Gallone Oel im Jahre. 
Die Oelbereitung ist noch mit vielen Mängeln 
beohaftet, auch findet vielsach eine Vernnreinigung 
  
des Oeles durch die Eingeborenen in betrüge- 
rischer Absicht statt. 
Der Preis des Palmöls der Goldküste auf 
dem europäischen Markie schwanlt zwischen 18 
und 19,10 Pfd. Sterl. für die Tonnc, während 
für Oel aus Lagos, welches reiner in den 
Handel lommt, 22 pfo. Sterl. 10 Schilling 
für die Tonne gezahlt werden. 
In den Jahren 1882 bis 1888 wurden 
durchschnittlich jährlich 3 276 000 Gallonen 
Oel von der Goldküste ausgeführt, was etwa 
dem Ertrage von 1 638 000 Bäumen entspricht. 
Die Gesammtzahl der Oelpalmen in der Kolonie 
beträgt wahrscheinlich das Doppelte, die Pro- 
duktion ist also einer großen Ausdehnung fähig. 
Das Palmöl ist bei weitem das werth- 
vollste pflanzliche Oel und wird zur Fabrilation 
von Seifen und Kerzen verwendet. 
Nachdem das Palmöl aus der faserigen 
Schale der Nuß gepreßt ist, bleibt noch der 
Palmkern übrig, der ebensalls zur Oelbereitung 
dient. Jetzt werden die Kerne nach Europa 
gebracht und hier verarbeitet. Einen großen 
Ausschwung wird der Handel nehmen, wenn 
an der Goldküste selbst die nöthigen Mühlen= 
einrichtungen gelroffen sein werden, um die 
Verarbeitung an Ort und Stelle vorzunehmen. 
Auch die Kokos-Palme wächst üppig. Jede 
Stadt, jedes Dors an der Küsite hat seinen 
Palmenhain den Strand entlang, und dic meisten 
Dörfer in der Nachbarschaft des Meeres liegen 
in einem Ring von Kokospalmen. Die Aus- 
fuhr der Kopra (zerschnittener und getrockneter 
Kern der Kolosnuß) ist jedoch eine sehr ge- 
ringe und überschreitet nicht den Werth von 
1000 Pfd. Sterl. jährlich. Es ist erstammlich, 
daß noch keine Versuche gemacht sind, Plau- 
tagen anzulegen und den Handel dieses werth- 
vollen Produktes, welches aus Indien, der 
Südsce und Süd Amerika in so großen Massen 
ausgeführt wird, zu heben. 
Endlich sind noch an Oelpflanzen die Nici- 
nusstaude und die Curcas purgans zu er- 
wähnen, welche beide in erheblichen Mengen 
wachsen und deren Oel, das der ersteren zu 
medizinischen Zwecken und als vortreffliches 
Schmieröl, das der letzteren zur Seisenbereitung 
in größerem Umfange nutzbar gemacht werden 
könnten.
	        
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