Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

dem oben erwähnten Glaskasten befindet, vor- 
nehmlich das neugebaute Warmhaus Nr. 40, 
welches in der Länge 27 m, in der Breite 
3,50 m und in der Höhe 2,25 m mißt. 
Dasselbe gliedert sich in drei Räume. Der 
erste, 8 m lang, ist für die eigentliche Ver- 
mehrung in Warmerde bestimmt; der mittlere, 
1 2 m lang, dient der Winterkultur der tro- 
pischen Gewächse und wird dementsprechend 
gleichsalls auf einem höheren Wärmegrade er- 
halten; der dritte endlich, 7 m lang, in welchem 
eine etwas niedrigere Temperatur herrscht, be- 
herbergt die subtropischen Pflanzen und die- 
jenigen tropischen Gewächse, welche für die 
Versendung abgehärtet werden. Die in der 
Vermehrungsabtheilung enthaltenen Sämlinge 
und Stecklinge umfassen etwa 80 verschiedene 
Arten, welche in zahlreichen Exemplaren (manche 
bis zu 200) gegogen sind. 
Titterarische Besprechungen. 
I)r. Hans Schinz. Deutsch-Südwest- 
Afrila. Forschungsreisen durch die deutschen 
Schutzgebiete Groß Nama= und Herero-Land, 
nach dem Kunene, dem Ngami- Sce und der 
Kalaxari 1881 bis 1887. Mit einer Karte, 
18 Vollbildern und vielen Tertillustrationen 
in Holzschnitt. Oldenburg und Leipy#zig. 
Schulzesche Hofbuchhandlung. 1891. XIII 
und 568 Seiten. 
Wie eine grünende und blühende Oase 
millen in einer öden Sand und Steinwiüste 
den müden Wanderer anmuthet, so wird auch 
das vorliegende Reisewerk dem Leser vor- 
kommen, welcher die Hochsluth der modernen 
Afrika-Litteratur versolgt, die leider vielsach so 
arm an thatsächlichen Forschungsergebnissen, 
aber desto reicher an selbstgefälligen Schilde 
rungen der wirtlich bestandenen oder eingebil 
deten Gefahren und Abentener ist. Die offen- 
kundige Thatsache, daß zur wirklichen Durch- 
forschung und wissenschaftlichen Erschließung 
eines unzivilisirten Landes einc gründliche ala- 
demische Durchbildung in einem oder mehreren 
naturwissenschaftlichen Spezialfächern für einen 
Reisenden unbedingt ein Erforderniß ist, erhält 
durch dieses Buch eine neuc und schlagende 
Bestätigung. 
Der Autor, ursprünglich für die von Adolf 
Lüderitß ausgesandten Expeditionen zur Unter 
suchung des Hinterlandes von Angra Pequena 
als Botaniker gewonnen, hat auf seinen dann 
bald aus eigenen Mitteln weitergeführten drei- 
  
jährigen Krenz= und Querzügen durch Deutsch- 
Südwest-Afrika das ganze weite Gebiet in aus- 
giebigster Weise kennen gelernt. Zuerst bereiste 
Dr. Schinz von Angra Pequena aus das 
mittlere Nama-Land, besuchte Keetmanshoop, 
Bethanien 2c. Dann, als er sich von dem 
Lüderibzschen Unternehmen getrennt hatte, 
wandte er sich von Aus nach Norden gen 
Rehoboth und verweilte nun längere Zeit unter 
den Ovaherero. Von hier zog er weiter nach 
Norden und bereiste das Ambo-Land bis zum 
Kunene hinauf. In Ondonga mußte Dr. Schinz 
vor der Habsucht der Ovambo und in Folge 
des Umstandes, daß er von einem früher von 
den Eingeborenen für heilig gehaltenen Quarzit- 
stein ein Stück zur näheren Untersuchung ab- 
geschlagen hatte, die Flucht ergreisen. Er 
wandte sich nach Grootfontain, wo er die An- 
siedelung der Trelboern Upinglonia näher lennen 
lernte. Der Verfasser bemerkt bei dieser Ge- 
legenheit, daß der eigentliche spiritus rector 
der Boern, der Händler Jordan, ein mit 
erslaunlicher Energie und einer vorziiglichen 
Begabung in der Behandlung der Einge- 
borenen ausgestatteter ehrgeiziger Mann, für 
die deutschen Bestrebungen von großem Nutzen 
hätte werden können, wenn ihn nicht bald das 
meuchlerische Blei — wie es scheint, nicht ohne 
Mitwissen seines alten Feindes Kamaharero — 
einer Bande Ovambos niedergestreckt hätte. 
Sicher ist, daß Upingtonia nicht heute schon 
wieder verlassen sein würde, wenn Jordau 
am Leben geblieben wäre. Von Grootfontain 
unternahm unser Reisender einen Zug nach 
dem Ngami-See, von dem er auf einer süd 
licheren Ronte nach dem Herero-Land zurück- 
kehrte, um nach einer nochmaligen Fahrt nach 
Grootfontain behufs Sicherung seiner Samm- 
lungen das Land von Walfischbay aus wieder 
zu verlassen. 
Au die Schilderung des auf diesen Zügen 
Gesehenen und Erlebten knüpfen sich nun in 
reichstem Maße Darlegungen über das Klima, 
die Hydrographic, die Flora, Fauna, sowie 
den geologischen Bau der deutschen Interessen- 
sphärc, die gesellschaftlichen Verhältnisse, Sitten 
und Gebräuche seiner Bewohner und eine rückhalt- 
lose Darlegung der Verhältnisse dieses Schutz- 
gebictes. Da Dr. Schinz Votaniker von Fach ist, 
so ist selbstverständlich der Schilderung der Flora 
des Landes und der Aufzählung der ange 
troffenen Pflanzen ein wesentlicher Platz in 
dem Werke eingeräumt. Dies ist aber in so 
geschickter Form geschehen, daß der Nichtfach- 
mann in leiner Weise durch diese Darlegungen 
sich beschwert sühlen wird. Ganz im Gegen- 
theil; eine solche sachgemäße Einflechtung aus 
dem Gebiet einer Spezialwissenschaft kann das
	        
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